Hoch über dem Tal der Rhone genossen wir die faszinierenden Walliser Singletrails. Ein Erlebnis mit fast permanenten Panoramablick zu den höchsten Gletscherbergen der Alpen. Schnee und Eis der hohen Berge standen im intensiven Kontrast zum blauen Himmel und zu den bereits grünen und blühenden Talflanken.
Ein rasanter Auftakt führt uns bereits 1000 Meter über das Rhonetal. Die Abfahrt muss mit hochprozentigen Uphills verdient werden. Aber dann folgt der verspielte „Sinkflug“ ins Tal hinunter. Zum Schluss noch durch diesen spektakulären Weinberg. Bereits 800 bis 600 Jahre v.Chr. kam der Weinbau ins Wallis. Heute gibt es in der grössten Weinregion der Schweiz mehr als 5236 ha Rebfläche, die von mehr als 22’000 Kleingrundbesitzern bewirtschaftet werden.
Wäre alles nach Plan gelaufen, wären wir in dieser Woche auf den anspruchsvollen Trails der Côte d’Azur unterwegs gewesen. Den Walliser Frühlings-Cross wollte ich vom Trailcharakter so gestalten, dass er möglichst nah an die „Trans-Côte d’Azur“ kommt. Und so gab es entsprechend auch immer mal wieder anspruchsvolle und knackige Trailabschnitte.
Dieser kleine und ca 100 m lange Tunnel wurde zur Bewirtschaftung einer Suone erbaut. Er ist so eng, dass man ihn nur mit ausgebautem Vorderrad passieren kann. Die hohen Berge der Walliser- und Berner Alpen halten ein Grossteil der Niederschläge vom Haupttal fern. Nur mit Hilfe von diesen künstlichen Bewässerungstechniken (Suonen) ist eine Landwirtschaft überhaupt möglich. Die ältesten Datierungen von Bewässerungssystemen stammen aus dem 12. Jahrhundert. Einige Historiker gehen davon aus, dass diese Technik vom räuberischen Volk der Sarazenen hierhergebracht wurde. In diesem Sinne sind wir – wie an der Trans-Côte d’Azur – auf den Trails der Sarazenen unterwegs.
Die Temperaturen sind in den frühen Morgenstunden oft unter dem Gefrierpunkt. Mit der Sonne kommt jedoch die Wärme – vor allem wenn es windstill ist. Nach dieser knackigen „Frühstücks-Abfahrt“ folgen kilometerlange Suonentrails.
Im Hintergrund das Massiv um das 3248 Meter hohe Wildhorn, der Grenze ins Berner Oberland. Hier befindet sich das Schnidejoch – ein Gebirgspass, der schon in der Jungsteinzeit genutzt wurde. Der Übergang zählt zu den wichtigsten archäologischen Fundstätten im europäischen Hochgebirge.
Die Sprachgrenze ist erreicht und wir bewegen uns ab nun im Oberwallis. Nach fast vier Stunden edelster Trails erkennen wir am Talende den Gemmipass. Mit dem Untergang des römischen Reichs wurde das Oberwallis grösstenteils entvölkert. Im ausgehenden 8. Jahrhundert zogen die ersten Alemannen u.A. über diesen Pass ins Oberwallis. Sie siedelten sich dauerhaft an und schufen schnell eine eigene Kultur.
Die Walliser waren früh gezwungen alte Naturpfade auszubauen. Wollten sie entlegene Almen bewirtschaften brauchte das Vieh dazu sichere Zugangswege. Dabei trieben sie faszinierende Wege in steilste Flanken. Sie kümmerten sich aber auch um Handel und Saumverkehr. Und auch das aufwendig angelegte Bewässerungssystem forderte für dessen Unterhalt ein lückenloses Wegnetz. All dies führte dazu, dass die Walliser zu wahren Meistern des Wegbaus wurden. Diese atemberaubenden Wege mit dem Bike zu befahren ist ein Erlebnis das nachhaltig prägt und beeindruckt.
Danke euch allen für diese Bikewoche, für diese Emotionen und all die gemeinsamen Erlebnisse in dieser wunderschönen Bergwelt.
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