Während es in den Bergen der Alpennordseite immer noch winterlich ist, gibt es im Süden bereits schönste Frühlings-Momente zu geniessen – inklusive Gelati-Essen auf der Piazza. Im Anblick von Lago Maggiore, Lago di Lugano und hier auch vom Lago die Como, erlebten wir einige der längsten und edelsten Trails des „Sotto-Ceneri“.
Unsere Tour führt heute hoch über die Leventina und nahe an die italienische Grenze. Im ersten Weltkrieg waren hier Schweizer Soldaten zur Grenzsicherung stationiert. Ihre Munitionslager sind noch heute zu erkennen. Der alte Militärweg ist jedoch längst verschwunden. Ein riesiger Bergsturz, mit 30 Millionen Kubikmeter Geröll, hatte ihn 1928 ins Tal gerissen. Seitdem ist Einsamkeit eingekehrt.
Eine alte Mulattiera verbindet mehrere aussichtsreichen Alpen miteinander. Auf ihr rauschen wir bergab und erhaschen dabei immer wieder herrliche Ausblicke zum Lago die Maggiore. An dieser Stelle können wir auf einen Blick den tiefsten Punkt der Schweiz (Ascona 196 müM) und den höchsten Punkt der Schweiz (Dufourspitze 4634 müM) sehen.
An unserem zweiten Tag bahnt sich ein Regentag an. Allerdings versprechen die Prognosen, dass es zumindest bis 8 Uhr trocken bleibt. Bereits um 6 Uhr – und noch vor dem Frühstück – sitzen wir auf unseren Bikes… In der nahen Hotelumgebung habe ich ein „Morgen-Trailride“ ausgearbeitet der uns mit einem wahren Trailfeuerwerk verwöhnt. 25 Kilometer, 750 Höhenmeter und zwei Stunden lang Bike-Rock’n-Roll. Und im Anschluss ein gemütliches Frühstück. Ein Biketag der in dieser Art ein Novum war.
Alte Militärwege und vergessene Schmugglerpfade führen in eine völlig verwinkelte Talschaft. Viele Kilometer folgt dieser Weg dem Grenzverlauf. Die Sicht reicht im Süden über die Poebene hinweg bis hinunter in die Ligurischen Alpen. Etwas weiter im Westen konnte man noch die feine Pyramide des 3841 Meter hohen Monviso erkennen.
Es ist der vielleicht längsten Singletrail den man im Südtessin fahren kann. Mehrere Trailabschnitte – davon noch einige völlig unbekannt – habe ich miteinander verknüpft. 4,5 Stunden Singletrail-Riding am Stück, wobei wir von „unseren“ Trails aus alle drei oberitalienischen Seen (Lago Maggiore, Lago di Lugano und Lago di Como) erblicken können.
Der vierte Tourentag führt uns ins Tal der Kaminfegerbuben (Spazzacamini). Aus wirtschaftlicher Not, wurden noch bis ins 19. Jahrhundert die Buben dieser Dörfer nach Mailand verkauft. Heute ist es eine der urtümlichsten Regionen des Südtessin und verwöhnt uns mit einem wahren Labyrinth an Tails. Viele davon aus historischem Ursprung. Zwischenzeitlich werden wir geradezu von der Vegetation verschlungen. Kleine Dörfer, verwunschene Rusticos und alte Getreidemühlen liegen am Weg. Ein Tessiner Singletrail-Tag wie aus dem Bilderbuch.
Ich bin glücklich und riesig dankbar für diese wunderschönen Tage die ich mit euch zusammen erleben durfte.
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