Sattgrüne Alpweiden, imposante Felsszenerien, idyllische Bergseen, stiebende Wasserfälle und gletscherbedeckte Berggipfel. Obersimmental und Saanenland sind landschaftlich das Synonym für eine Schweizer «Postkarten-Alpenidylle». Zwei Tage lang erlebten inmitten dieser Bilderbuchlandschaft die ganz grosse Herausforderung.
Das Wetter forderte mich heraus… Wenige Stunden vor unserem Treffpunkt im Simmental änderte die Prognose überraschend. Intensive Gewitter, heftige Niederschläge, Sturmböen und Temperatursturz waren nun für die kommenden beiden Tage angesagt. Extrem kurzfristig verschob ich die Tour um zwei Tage. Ein Entscheid der mir nicht einfach fiel aber sich bald schon als richtig herausstellen sollte.
1’000 Höhenmeter nach dem Start, beim idyllischen Seebergsee, erleben wir den Sonnenaufgang. Ein Älpler reagiert überrascht und erstaunt, dass er bereits kurz nach 6 Uhr eine 12-Gruppe Biker zu sehen bekommt. Aber ein früher Start lohnt sich denn schliesslich warten heute noch fünf weitere «Bergpreise» auf uns…
Zwischen Obersimmental und dem Saanenland gibt es eine Vielzahl von Übergängen. Sie führen über aussichtsreiche Kammrücken hinein in unbekannte Täler. Im Gegensatz zu den Pässen, die den Alpenhauptkamm überwinden, hatten diese Übergänge aber nur geringe und höchstens eine lokale Bedeutung. Links von der Bildmitte, sind im Morgenlicht, die markanten Felsen der Gummfluh zu sehen.
Der dritte Übergang des Tages ist geschafft. Die hohen Berge des Alpenhauptkammes rücken nun immer näher. Schön zu erkennen die Gletscher der Wildhorns und ganz im Hintergrund Fels und Eis des 3210 Meter hohen Diablerets. Wir sind unglaublich kompakt unterwegs. Inzwischen ist es 10 Uhr und wir liegen eher etwas vor meiner berechneten Zeittabelle. Nun folgt eine lange Abfahrt bis in den Talboden hinunter, wo das Betreuerteam bereits mit einer grösseren Verpflegung auf uns wartet.
Der sechste und letzte Up-Hill des ersten Tages, bringt uns zu einer geologischen Besonderheit. Gipsstein kommt hier bis an die Erdoberfläche. Da dieser wasserlöslich ist, wurde er im Lauf der Zeit vom Regen ausgewaschen und es entstanden trichterförmige Dolinen. Der schmale Pfad schlängelt sich hier über kleine Kämme und an tiefen Schlünden vorbei. Es braucht noch mal ordentlich Konzentration bevor es rasant zu unserem Tagesziel hinunter geht.
Das Simmental und Saanenland, welches nordseitig an den Alpenhauptkamm grenzt, ist mit unzähligen kleinen Tälern durchzogen. Über Jahrtausende war die Region ein Durchgangsgebiet der Säumer auf ihrem langen Weg ins Wallis. Heute haben diese Übergänge für den Transitverkehr längst keine Bedeutung mehr. Das Simmental und das Saanenland werden von ihm gänzlich umfahren und so konnten die beiden Talschaften ein Grossteil ihrer Ursprünglichkeit und Identität bewahren.
Die Beine sind nicht mehr ganz so „knusprig“, aber das Ziel kommt immer näher. Hier am zweitletzten Berg vom zweiten Tag erleben wir noch mal eine Naturkulisse die uns Kräfte verleiht.
Wir tauchen noch mal ein, in ein scheinbar vergessenes Tal. Einfache Alpbetriebe liegen am Weg, der Nobeltourismus von Gstaad scheint hier oben unendlich weit weg zu sein. Aus dem schmalen Tal heraus öffnet sich die Landschaft fast auf einen Schlag – Panoramablicke im alle Himmelsrichtungen verwöhnen uns genauso wie der Abfahrtstrail. Ein Aufstieg – es ist der zwölfte dieser Tour – erwartet uns noch und dann haben wir 10‘000 Höhenmeter in den Beinen. Wir sind so richtig zufrieden, geniessen den Moment, die Stimmung und den Teamspirit im Licht der untergehenden Sonne.
Ganz herzlichen Dank für dieses unglaubliche Erlebnis und ganz herzliche Gratulation für diese Leistung. Auch am Tag danach ist es kaum vorstellbar was wir geschafft haben. Das waren Bikeemotionen vom allerfeinsten!
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