Kilimanjaro, der höchste freistehende Berg der Welt, der höchste Berg Afrikas und somit einer der Seven Summits. Die Dimensionen: 80 km lang, 60 km breit und 5895 Meter hoch. Die kaum fassbaren Ausmasse, das Erlebnis, die Bilder, die Aussicht, das Befahren aller Klimazonen, der Höhenunterschied, die Menschen und das Leben vor Ort machen das Ganze zu einer Biketour die absolut einzigartig ist. Dank einem ausgeklügelten Akklimatisations-Management, schafften wir es alle zusammen mit dem Bike bis auf den höchsten Punkt – den Uhuru Peak.
Das letzte Dorf (1400 müM) und die sattgrünen Bananen-Plantagen haben wir bereits weit unter uns gelassen. Es geht stetig bergan, bis wir auf 1900 Metern Höhe in diesen Dschungel eintauchen. Hier wo der Nationalpark beginnt enden die menschlichen Besiedlungen. Es wird von einem Meter auf den anderen völlig einsam. Satte 10 Kilometer führt nun dieser Schotterweg – er dient im untersten Abschnitt auch als «Rettungsstrasse» für verunfallte Berggänger – mitten durch dichtesten Dschungel. Auf 2900 Metern verändert sich die Vegetation langsam vom Urwald in eine Buschlandschaft. Genau hier ist unser erstes Camp. Der Blick wird das erste Mal frei zum über 3000 Meter über uns thronenden und noch weit zurückversetzte Kilimanjaro mit seinen Gletscherfeldern. Wenn alles klappt mit der Akklimatisation, stehen wir in fünf Tagen zusammen auf dem Gipfel.
Am zweiten Tag fahren wir in unser Höhenlager auf 3700 Metern. Der Dschungel ist inzwischen definitiv der Steppenlandschaft gewichen. Wettermässig ist es absolut perfekt. Die Luft ist glasklar – die Sicht auf den 5149 Meter hohen Mawenzi ist überwältigend. Links vom Mawenzi wäre der Kilimanjaro Gipfel zu erkennen. Auch nach so vielen Höhenmetern erscheint er uns immer noch weit entfernt. Und dabei täuscht der Blick gewaltig. Denn eines ist klar an diesem Berg – die Distanzen und Dimensionen sind enorm.
Durch die enorme Höhe gibt es bei der Befahrung des Kilimanjaro diverse Parallelen zum Höhenbergsteigen. Das Gipfelglück ist auch hier nur mit einem ausgeklügelten Akklimatisations-Management möglich. So unternehmen wir am dritten Tag eine klassische Akklimatisationstour zwischen dem Mawenzi (5149 m) und dem Kilimanjaro (5895) im Hintergrund. Wir überqueren das riesige Plateau zwischen diesen beiden Bergen, welches auf 4200 bis 4400 Metern liegt. Der Gipfelaufbau vom Kilimanjaro ist mit seinen 1700 Metern aus dieser Perspektive besonders imposant. Das feine und helle Schotterband, das sich links am Bildrand hochzieht, ist unser Aufstieg am Gipfeltag, resp. der erste Teil der unendlich langen Abfahrt.
Die Distanzen sind riesig und kaum abzuschätzen. Diese Szenerie gehört für mich zu einer der beeindruckendsten, welche ich mit dem Bike jemals erlebt habe.
Wie bereits an den vorangegangenen Tagen gilt es Kraft und Energie zu sparen, um sich möglichst gut an die Höhe anzupassen. Auf einem knackigen Trail geht es im Anschluss wieder hinunter zu unserem Höhenlager auf 3700 Metern, wo wir noch mal übernachten um uns möglichst ideal an die Höhe anzupassen.
Ein Singletrail führt heute bergan bis zu unserem dritten Camp auf 4550 Meter. Dazwischen gibt es eine kurze Abfahrt- hier erleben wir die faszinierende «Höhenwüste» besonders intensiv. Sie zieht uns tief in ihren Bann. Der Kilimanjaro präsentiert sich nun wie auf dem Serviertablett und das Ganze nahezu menschenleer. Es scheint als hätten wir den Berg für uns alleine.
Das Zeltquartier befindet sich heute auf der Höhe der Capanna Margherita – der höchst gelegenen Berghütte der Alpen. Die Höhe ist nun deutlich zu spüren. Bereits kleine Anstrengungen lassen Puls- und Atemfrequenz in die Höhe schnellen.
Das Wetter schlicht gigantisch – allerdings künden erste «Zirren» einen Wetterumschwung an.
Am fünften Tag ist unsere Höhenakklimatisation abgeschlossen. Der Kilimanjaro zeigt sich von seiner schönsten Seite. Wir werden geradezu magisch angezogen. Aber auch ganz viel Respekt haben wir vor der enormen Höhe, die uns morgen mächtig fordern wird.
Das vierte und letzte Höhenlager liegt auf 4720 Metern. Nicht viel höher als das letzte Camp, jedoch wegen einer Zwischenabfahrt kommen 500 Höhenmeter zusammen. Wir werden im Camp von unserem Team – wie immer – perfekt verpflegt. Anschliessend packen wir die Bikes auf unser Rucksack-Tragesystem und bringen diese zu Fuss bis auf 5200 Meter hoch. Die Bikes werden deponiert und zu Fuss geht es zurück ins Lager hinunter. Die letzten Vorbereitungen werden getroffen. In 6 Stunden starten wir zum finalen Gipfeltag.
Heute ist der Tag der Gipfelbesteigung. Fast 1200 Höhenmeter sind es bis zum Uhuru Peak (5895 m). Wegen dem Wetterumschwung starten wir bereits um Mitternacht. Nach 500 Höhenmetern sind wir bei unseren Bikes. Unsere Träger unterstützen uns ab nun. Fahren ist hier nicht möglich und die Schritte sind bewusst klein. Beim Gilmans Point (5685 m) erreichen wir den Kraterrand – mit einem Durchmesser von 2,4 auf 1,9 km ist auch er riesig. Es geht nun deutlich flacher zum Stella Point (5744 m) und noch im dunkeln weiter bis zum Uhuru Peak.
Auf dem Gipfel erleben wir mitten in den Eisblöcken und Eisformationen einen magischen Sonnenaufgang. Dieser Schlussteil ist im Prinzip dann wieder fahrbar. Allerdings kommt man sehr schnell und ziemlich intensiv in eine Sauerstoffschuld.
Mit einer speziellen Atemtechnik versuche ich ab 4800 Metern mehr Sauerstoff ins Blut zu Pumpen. Die Technik scheint zu funktionieren. Ich fühle mich im gesamten Gipfelaufstieg so gut wie noch nie. Obwohl der Sauerstoff-Partialdruck weniger als halb so hoch ist wie auf Meereshöhe.
Um 6 Uhr ist es geschafft! Wir stehen auf dem höchsten Berg Afrikas und auf einem der 7 Summits. Es ist ein unglaubliches und unbeschreibliches Gefühl den höchsten freistehenden Berg der Welt zu erklimmen. Eindrücke, Erlebnisse und Emotionen können kaum in Worte gefasst werden, dafür vereint die Tour auf den Kilimanjaro zu viele Superlativen und Einzigartigkeiten… Ganz herzliche Gratulation euch alle!
Was nun folgt dürfte mit 4500 Tiefenmeter eine der längsten Abfahrten der Welt sein. Von den Gletschern sliden wir durch vegetationslose Geröllfelder hinunter ins spärliche Grasland. Weiter durch buschiges Bergland mitten hinein in den Dschungel und schlussendlich durch die Bananen-Plantagen dem Tal entgegen. Bis auf ca 150 Tiefenmeter ist die Abfahrt für versierte Biker und bei guter Akklimatisation komplett fahrbar.
Ein sprichwörtlich atemberaubendes Erlebnis, dass sich tief in unser Bikerherz eingebrannt hat und uns für immer prägt. Wir haben Menschen kennen gelernt, Landschaften entdeckt, Naturerlebnisse genossen, ein Land gesehen und eine Höhenerfahrung gemacht, welche uns zutiefst beeindruckt hat. Danke vielmals euch allen, dass wir all dieses Abenteuer zusammen erleben durften!
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