Singletrail Riding am Mont Ventoux! Im milden Klima der provenzalischen Alpen erlebten wir feinstes Bikerglück. Kilometerlange Flow Trails, anspruchsvolle Alpintrails und uralte Hugenottenpfade faszinierten und verwöhnten. Im Herzen des Naturparks “Baronnies-Provençales” erlebten wir den Bike-Frühling mit all unseren Sinnen.
Auch an den westlichsten Ausläufern der Französischen Voralpen war der Winter mild – die Vegetation hat bereits mächtig „Vorsprung“. Es riecht nach Frühling im Land der Gewürz- und Heilpflanzen, der Oliven und Aprikosen, des Weins und Lavendels.
Weil es am Anreisetag den ganzen Tag regnet ersetzen wir die kleine Einwärmrunde durch einen schönen Dorfrundgang. Am Sonntagmorgen fallen die letzten Tropfen. Ich kenne das Gelände und vor allem seine tückischen Untergründe… so stelle ich eine Spezialtour zusammen die uns über die Trails führt, die am schnellsten abtrocknen. An einem malerischen Kammrücken entlang rauschen wir durch offene Koniferen-Wälder und geniessen erste herrliche Ausblicke in den Baronnies. Jeden Trailmeter saugen wir geradezu in uns hinein…
Eine besondere Morgenstimmung erleben wir auf unserer westlichsten Tour nach „klein Nizza“. Der Himmel ist klar, in den Tälern liegt ein feiner Dunst und über uns kreisen majestätische Adler in der noch kühlen Morgenluft. Drei Bergrücken gilt es zu überwinden bis zur Mittagspause. Wobei der letzte Berg der westlichste Ausläufer der französischen Voralpen ist. Entsprechend faszinierend ist die Rundumsicht von seinem Gipfel die bis ins Zentralmassiv reicht. Auf einem schön erarbeiteten Biketrail geht es durch zwei Dutzend Anlieger dem Tal entgegen. Später wartet einer dieser sagenumwobenen Hugenottentrails. Es ist der einzige noch existierende dieser Region. Freudenjauchzer hört man mitten aus dem Wald – das Bikerglück ist perfekt und spätesten jetzt weiss jeder was ein Hugenottentrail ist!
Mehrere Bergkämme ziehen sich in unserem Tourengebiet kilometerlang von Ost nach West. Auf diesen Kämmen verlaufen nicht nur einige der schönsten Trails sondern von diesen Rücken erblickten wir immer wieder denn mächtigen Mont Ventoux. Kaum zu glauben wie lange man über diese Kammtrails rauschen kann. Mal extrem flüssig, mal völlig verwinkelt und ab und an technisch auch mächtig knackig – auf diesen Trails erleben wir Mountainbiking vom Feinsten. Die Abwechslung ist beeindruckend – in nur drei Tagen sind wir nach dem Winter wieder voll im „Bikemodus“ angekommen. Unglaublich schön sind die Momente wo wir gemeinsam die Trails „rocken“ und diesen einzigartigen „Team-Flow“ erleben. All die Kammrücken enden quasi bei unserem Dorf und so geht es nach dem Trail direkt in die beste Gelateria weit und breit…
Die Vegetation und Geologie ändert sich auf kürzesten Distanzen. Diese Besonderheit macht das gesamte Gebiet für uns Biker enorm spannend. Im gut versteckten „Mini Grand-Canyon“ sehen wir eine weitere Natur-Besonderheit des Baronnies. Immer wieder erleben wir Landschaftsszenerien die uns an Utah oder Arizona erinnern. Und schon wenig später geht es wieder vorbei an Olivenhainen, Lavendelfeldern, Aprikosenbäumen und Weinreben – kombiniert mit den pittoresken Dörfern ergeben sich Stimmungen und Momente die uns für immer in Erinnerung bleiben.
Eine Woche haben wir den Mont-Ventoux bestaunt. Vor 3000 Jahren war er der heilige Berg der Kelten, heute ist er mit einem Tagesschnitt von 1000 Rennradfahrern der heilige Berg der „Gümmeler“. Eine ausgetüftelte Offraod-Version bringt uns ins oberste Drittel von wo wir der Strasse bis auf den Gipfel folgen. Jedes Mal bin ich von der Aussicht dieses Berges beeindruck – bei bester Sicht soll von hier der höchste Berg der Alpen und der Pyrenäen zu erkennen sein. Der Blick ins Baronnies hinunter und zum Alpenhauptkamm im Osten ist atemberaubend. Jetzt am letzten Tag geniessen wir diese Aussicht ganz besonders, da sämtliche Touren die wir gefahren sind zu sehen sind. Es ist ein besonderer Moment da beide Tourengruppen (Technik und Tour) gemeinsam oben auf dem Gipfel stehen und diese einzigartige Stimmung zusammen erleben. Die unendlich lang scheinende Singletailabfahrt ins Tal, das beste Gelati bei der Ankunft und der Abschlussabend mit dem feinen Abendessen schlossen nicht nur einen perfekten Tourentag ab, sondern es war auch der Abschluss einer traumhaften Bikewoche. Ein „grand merci“ an alle Baronnies-Biker für dieses gemeinsame Bikeerlebnis in Südfrankreich – Love the Ride!
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