In den vorangegangenen Epochen sind in den Südostalpen unglaublich viele und spektakuläre Weganlagen entstanden. Das Ganze eingebettet in ein atemberaubendes Landschaftskino. Es sind gut gehütete und geheime Trailkunstwerke versteckt in den wilden und vergessenen Tälern des Friauls. So einsam diese Berge sind so wild sind die Trails.
Das Kanaltal führt in direkter Linie aus der Poebene hinüber nach Kärnten. Eine Verbindung die im ersten Weltkrieg eine zu einfache Einfallsroute dargestellt hätte. Das Tal wurde praktisch in seiner gesamten Länge und auf allen Höhenlagen militärisch befestigt. Militärstrassen und Steige führen bis zu den wilden Gipfeln und exponierten Kämmen. Sogar ein Militärspital wurde 1000 Meter über dem Talboden errichtet. Auf dem höchsten Punkt angekommen erwartet uns nicht nur ein atemberaubendes Panorama ,das zwischen den Bergen, bis zur Poebene hinausreicht (linker Bildrand), sondern auch eine 1400 Höhenmeter lange Singletrail-Abfahrt. Extrem aussichtsreich schlängelt sich der Weg zu Beginn den steilen Bergflanken entlang um später in vielen Kehren im Wald ins Tal hinunter zu stechen. Ein Juwel eines Trails der bis heute – wenn überhaupt – nur von ganz wenigen Einheimischen Bikern gefahren wird.
Ein gut verstecktes und schmales Seitental endet nach vielen Kilometern an einem hohen Pass an die Slowenische Grenze. Die südöstlichsten Gletscher der Alpen befinden sich hier. Das Tal ist so abgeschieden, dass sich bis heute in den wenigen Dörfern eine eigene slawische Sprache erhalten hat. Und auch hier verbirgt sich eine der besten Touren der Region. Völlig verwinkelt ist das Gelände und es braucht mächtig Spürsinn um in diesem Landschafts-Labyrinth die richtige Route zu finden. Über Pässe, Kreten und an Flanken entlang führt der schmale Militärsteig. Das Gelände wird mit jedem Meter spektakulärer. Eine Tour die Landschaftlich und Trailmässig nachhaltig prägt…
An den ersten Gebirgskämmen hinter dem Alpenhauptkamm, wurde im ersten Weltkrieg die zweite Verteidigungslinie aufgebaut. Das Strassen- und Wegenetz ist deutlich umfangreicher als am Hauptkamm. Ein gewaltiges Werk an unzähligen Wegen wurde in die unzugänglichsten Bergflanken und auf die höchsten Gipfel hinaufgebaut. So wie hier, wo genau gegenüber dem Plöckenpass eine Stellung erbaut wurde. Von neunhundert Meter weiter oben konnte man diesen strategischen Übergang nach Österreich – der übrigens schon von den Kelten und Römern genutzt wurde – ideal kontrollieren. Das 360°-Panorama zählt zum Besten der Region.
Oft führen die Abfahrten verspielt und flüssig durch die hochgelegenen Almen. Die Militärwege sind hier flüssig und kunstvoll angelegt. Weiter unten im Wald trifft man dann auf die alten Mulattieras – die ehemaligen Verbindungswege zwischen den Gebirgs-Dörfern und dem Talboden. Sie sind meist steiler und rauer als die Militärsteige die schliesslich bis auf die Kämme und Gipfel hochführen. Bei dieser Abfahrt erblicken wir im Norden die Sextener Dolomiten mit den weltbekannten drei Zinnen die aber aus dieser Perspektive verdeckt bleiben.
Die Königsetappe führt uns über zwei Grosse Berge mit insgesamt fast 3000 Höhenmeter. Während der gesamten Tour treffen wir kaum einen Menschen. Es scheint, als hätten wir die Welt für uns alleine. Die Stimmungen hoch über dem Gorto-Tal ist einzigartig schön. Der Herbst hat bereits mächtig Einzug gehalten. Das Gras ist gelb und die tiefer gelegenen Laub-Wälder beginnen sich zu verfärben. Später erreichen wir einige der entlegensten Dörfer die von der Abwanderung der letzten Jahrzehnte stark geprägt sind. Sie kleben buchstäblich an den steilen Bergflanken und gerade hier finden wir einige der faszinierendsten Mulattieras des Friauls.
Kilometerlang ziehen sich die Militärwege durch die wilde Bergwelt. Gut ausgebaute Gipfelbefestigungen gibt es hier in der zweiten Verteidigungslinie nicht. Viel mehr verbinden diese Wege einzelne Stellungen und Schützengräben. Heute erleben wir auf ihnen feinster Bikegenuss – aber dieser muss sich verdient werden. Denn die Aufstiege sind lang und steil – dafür werden wir mit den vergessenen Trails des wilden Friauls verwöhnt.
Grazie mille euch allen für diese beeindruckenden Singletrail-Herbststimmungen die wir in dieser atemberaubenden Alpenregion zusammen geniessen durften.
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