Ein orientalisches Trail-Spektakel führte uns durch die einzigartige Gebirgswelt des hohen Atlas. Die atemberaubenden Landschaften, die spektakulären Berber-Trails und das traditionelle bäuerliche Leben in den weltentrückten Dörfern hinterlässt tiefe emotionale Eindrücke. Was wir hier in „nur“ sieben Tagen erlebten ist kaum in Worte zu fassen…
Schon der Abend, in der pulsierenden Stadt Marrakech, führt uns mitten hinein in eine andere Welt. Wir erleben hautnah die sagenumwobene orientalische Kultur. Die Eindrücke sind immens und müssen erst ein wenig sortiert werden. Am nächsten Morgen geht es ins Atlas-Gebirge – tief eingeschnittenen Täler und abgeschiedene Berber-Dörfer prägen das Bild. Der Kontrast zu Marrakech ist gewaltig und versetzt uns ein weiteres Mal in eine für uns komplett neue Welt…
Die Hangflanken sind steil und auch bei unserer ersten Abfahrt auf 2900 Metern stemmen sich die Berge rund um uns herum noch weit in den Himmel. Der 4167 Meter hohe Toubkal ist nur wenige Kilometer von uns entfernt. Die Abfahrt fordert viel Feingefühl. Typisch sind die grünen „Oasen“ in den Tälern rund um die Berberdörfer. Mit Bewässerungskanälen und mit Hilfe von Terrassierungen ringen sie dem kargen Boden Früchte, Gemüse und Getreide ab.
Aus den hohen Bergen geht es für einen kurzen Abstecher zu den Hochebenen vor dem Atlasgebirge. Unglaublich wie sich in den völlig abgeschiedenen Tälern die Bergdörfer an die steilen Flanken krallen. Während in den Alpen vor 150 Jahren eine zerstörerische Abwanderung einsetzte, pulsiert hier in den weltentrückten Dörfern das traditionelle bäuerliche Leben. Dieser zehn Kilometer lange Trail schmiegt sich kunstvoll an die steile Talflanke. Bis zum Bau der Strasse war dies eine wichtige Verbindung aus den Talschaften rund um den Toubkal, hinaus zu den riesigen Ebenen vor dem Atlasgebirge. Kaum vorstellbar, dass schon in 30 Minuten unsere Blicke über diese gewaltigen Plateaus schweifen wird. Aus dem „Tal-Trail“ in der wilden Schlucht wird dann ein „Balkontrail“ mehrere 100 Höhenmeter über dem „Tiefland“ der sich wiederum kilometerlang den Hangflanken entlang schlängelt.
Gewaltige Ebenen mit kaum fassbaren Dimensionen prägen den Mittleren Atlas. Nach fast 1000 Höhenmetern lassen wir das Nebelmeer unter uns und tauchen sprichwörtlich in eine neue Welt ein. Die Berge lehnen sich zurück, in den Tälern gibt es viel Platz für die Bauern die ihre kargen Getreidefelder bestellen. Auf traditionelle Art mit Sichel geschnitten wird das Getreide kilometerlang auf Maultieren in die Dörfer gebracht. Diese Trails, diese farbintensiven roten Untergründe, die gelben Felder, die Gerüche und das traditionelle Leben der Berber hinterlassen heute besonderes tiefe Emotionen.
Der Übergang vom Mittleren in den Hohen Atlas bringt uns zurück in die tief eingeschnittenen und wilden Täler. Es ist ein Eselpfad und ein Weg der Hirten die mit ihren Schafen und Geissen in die entlegensten Winkel ziehen. Es ist ein karges Leben aber die Berber haben sich mit der Natur arrangiert und sie machen einen zufriedenen Eindruck. Auch heute bewegen sich Saumtiere mit ihren Lasten über diese Wege. Oftmals ist es die einfachere und kürzere Verbindung zwischen den Dörfern jenseits der Wasserscheide, als auf den schmalen Schotterstrassen die um die Berge herumführen. Bis auf wenige Meter ist dieser Übergang fahrbar. Unten im Dorf wurden wir – von gefühlt jedem Bewohner – begrüsst. Die Kinder stehen am Wegrand und halten uns ihre Hände entgegen – diese abzuklatschen erfüllt sie mit riesiger Freude und Begeisterung.
Eine gefühlte Ewigkeit rauschen wir auf den knackigen Berber-Trails das Tal hinaus. Ein Spektakel an Wegen und Landschaften welches schwer in Worte zu fassen ist. Plötzlich und in einer der abgelegensten Regionen taucht unvermittelt ein Berberdorf auf. Wir machen halt und werden von einer Familie zu Oliven, Brot, Tee und Baumnüssen eingeladen. Wir sitzen in ihrem sehr einfachen aber „heimeligen“ Wohnzimmer und dürfen ihre gastfreundliche Kultur erleben. Nach dem gesehenen der letzten Tage, ist uns so richtig bewusst mit wie viel Aufwand all diese Lebensmittel angepflanzt, geerntet und erzeugt wurden bis sie uns mit stolz serviert werden konnten. Wir essen mit Bedacht – kaum fassbar diese authentische Gastfreundschaft. Achtung und Wohlwollen gegenüber den Mitmenschen – egal welcher Kultur oder Religion – ist in dieser abgeschiedenen Welt eine Selbstverständlichkeit.
Kaum enden wollende Singletrails führen uns am letzten Tag über Pässe und durch Täler. Erstaunlich dass Bäume und Sträucher auf diesem kargen Boden wachsen können. Erst noch erleben wir in einem Gebirgsdorf das authentische Marokko, werden wir kurze Zeit später wieder von der Einsamkeit des Atlas verschluckt. Beeindruckt von gewaltigen Landschaftszenerien, den Farben, Düften und dem Leben der Berber. Der Atlas hat uns tief in seinen Bann gezogen und wird alle von uns nachhaltig und lange, lange prägen…
Kommentare