Trail-Materie in den südlichsten Alpen (14. – 20. April)

Auf geschichtsträchtigen Sarazenen-Trails bikten wir durch das wilde und ursprüngliche Hinterland der Côte d’Azur. Mitten in den Ligurischen Alpen, in die Seealpen und zum Schluss noch im Esterelgebirge erlebten wir wahre „Trail-Materie“. Auf einem längst vergessenen Wegenetz erwarteten uns fahrtechnische Herausforderungen in einer atemberaubenden Landschaft mit einsamen Dörfern, tiefen Schluchten, steilen Bergflanken und kargen Hochplateaus.


Am südlichen Alpenhauptkamm gibt es besonders viele wilde und tief eingeschnittene Täler. Viele von ihnen wurden einst „erschlossen“ und führen zu längst vergessenen Übergängen. Genau solche historische Pässe beschenken uns am zweiten Tourentag mit unglaublich langen und faszinierenden Trails.
Mit einer Wegebautechnischen Meisterleistung wurde im Mittelalter diese Schlucht begehbar gemacht. Der Legende nach flohen im 4. Jh. eine Gruppe von Banditen auf dieser Route aus den Seealpen, über den Alpenhauptkamm, in die verlassenen Täler der Ligurischen Alpen.


Die Orientierung geht heute schnell verloren, unzählige Täler und Pässe durch- und überqueren wir. Auf den hohen Bergspitzen liegt noch der letzte Schnee – ein „Stockwerk“ tiefer hat der Frühling längst begonnen. Dieser kilometerlange Trail führt zu einer ehemals grossen Alm. Die Gebäude sind längst verfallen und von Dornenranken umschlungen. Wir geniessen 800 Meter über dem Talboden einen Höhentrail der niemals enden sollte…

Kaum zu glauben dass es nur wenige Kilometer von der Küste entfernt völlig entvölkerte Talschaften gibt. Stundenlange Trails führen uns durch diese stille Einsamkeit und mitten durch ein Geisterdorf. Einst als Lebensraum begehrt lebt hier schon längst niemand mehr. Als die modernen Strassen kamen wurde es nicht erschlossen und geriet in dieser Abgeschiedenheit vollends in Vergessenheit.

Hoch in den steilen Gebirgsflanken haben wir übernachtet – nur zwei Minuten nach dem heutigen Start sind wir auf diesem aussichtsreichen Höhenweg. Acht Kilometer lang zieht er sich durch die steilen und felsigen Hänge. Es ist der alte Verbindungsweg ins Nachbardorf. Der Blick reicht noch mal zurück zum südlichen Alpenhauptkamm mit den schneebedeckten 2000-ern.

Das Gelände wird am fünften Tourentag karstig. Geologie und Vegetation ändert sich markant. Wir befinden uns in einer der wildesten Regionen des Alpenbogens. Die Abfahrten sind oft heissblütig und mit ordentlicher Rasse.


Die Täler werden offener, die Böden karger, das Klima rauer und die Dörfer werden rar. Kaum vorstellbar dass die mondänen Orte wie Menton, Monaco, Nizza oder Cannes so nah sind. Hier im Hinterland scheinen die Uhren längst still zu stehen. Diese Trails waren einst wichtige Verbindungsrouten zwischen den Dörfern. Heute sind wir alleine auf ihnen unterwegs und erleben die südlichsten Alpen in ihrer ursprünglichen Form.
So viel Einsamkeit hätte an der Côte d‘Azur wohl kaum jemand erwartet. Und dann noch diese Trails…! Der erste Alpencross der Saison war bereits ein Trailfeuerwerk der grossen Extraklasse.
Grazie mille an alle „Trail-Rocker/innen“ dass wir zusammen diesen „Sarazenen-Cross“ erleben durften.

Kommentare

Stefan Lustenberger
23. April 2019
Ciao Luki Steilhang und "Spitze"...-Kurven noch vor dem Morgenessen, gefolgt von Trail- Materie den ganzen Tag...es war eine sensationelle Woche, ein Cross in einer Gegend die wie gemacht ist für das Mountainbike. Danke für Deine tolle Arbeit!! Stefan
22. April 2019
Lieber Luki Du hast uns ins Trail-Dorado gebracht und alle Zutaten geboten welche mir immer in Erinnerung bleiben werden, wow! Die enorm hohe Trail Dichte kann nur der Trail Entdecker Luki finden. Mit „ Flow“ und ab und zu super „No Flow“ war ich täglich den Freudentränen nahe! So früh im Jahr, so coole Trails zu fahren ist Lebensqualität pur! Merci/Grazie Luki für diesen genialen Cross! Einen Gruss an die gesamte Bikerbande, Merci für die vielen schönen, gemeinsamen Stunden im Sattel. OLI

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