Versteckte Wege am Lago d’Orta (4. – 6. April)

Zwischen Lago Maggiore und Lago d’Orta liegt ein Stück vergessenes Piemont. In den «Alpi di Cusio» erlebten wir verschlafene Dörfer, verlassene Alpen und uralte Kastanienwälder. Im ausgehenden Mittelalter wurden sie mit einem faszinierenden Wegenetz erschlossen. Nach dem diese Wege in den vergangenen Jahrzehnten verwilderten, wurden viele von den historischen Pfaden wieder freigelegt und in Stand gestellt. Eine faszinierende Kulturlandschaft erwacht nun aus einem Dornröschen-Schlaf. Ein Bikegebiet ganz nach meinem Gusto mit Trails und Geschichte.


Am ersten Biketag tauchen wir zwischen Lago d’Orta und dem Lago Maggiore, ins völlig verwinkelte Niemandsland ein. Die Orientierung geht in dieser Vielfalt aus Kämmen, Tälern und vor allem Trails, schnell verloren. In dieser Talschaft wurden in den letzten Jahren besonders viele der alten Trails wieder hergerichtet. Aber auch ein paar neue und exklusive Bikewege sind entstanden. Auf ihnen rauschen wir durch die historischen Kastanienwälder, zu malerisch gelegenen Kirchen und zu längst vergessenen Alpen. Wir können nur erahnen, wie das Leben hier noch vor 100 Jahren pulsierte. Rauf und runter und vor allem völlig verwinkelt. Ich wollte in diesem Gebiet das Beste vom Besten zusammenhängen. Aber schlussendlich ist es nur eine Auswahl, denn überall zweigen noch weitere Wege ab, welche genauso genial sind. Auf jeden Fall bekommen wir schon mal einen ersten Eindruck was für Trailschätze hier verborgen sind.


Der zweite Tag steht im Zeichen der obligaten Umrundung des 18 Quadratkilometer grossen Lago d’Orta. Das ursprünglichste Dorf und das kulturelle Zentrum ist San Giulio mit der Isola San Giulio in der Mitte des Sees. Kelten, Römer und Säumer zogen hier vorbei auf dem langen Weg über die Alpen oder zum Mittelmeer. Später waren es die furchtlosen Schweizer Söldner welche zum Hafen von Genua unterwegs waren. Und auch die Walser haben in diesen wilden und einsamen Tälern der «Alpi di Cusio» ihre Spuren hinterlassen.
Auf jeden Fall ist die Umrundung des Ortasee anfangs April eine ordentliche Herausforderung. Ausgesprochen abwechslungsreich geht es durch das wilde und gebirgige Hinterland. Aussichtsreiche Höhentrails, knackige Abfahrten und verwunschene Dörfer die mit den typischen Mulattieras (Bild) erschlossen sind. Viele dieser alten Wege habe ich in den vergangenen beiden Jahren aufgespürt und „zusammengehängt“ zum obligaten «Giro Lago d’Orta».


Die finale Schlusstour gewährt uns noch mal ein umfassender Überblick über unser gesamtes Tourengebiet. Der lange Uphill ist ausgesprochen abwechslungsreich. Forstwege und Trails wechseln sich ständig ab und führen durch eine malerische wie verwinkelte Naturlandschaft. Wer will kann hier fast den gesamten Aufstieg auf Trails und alten Verbindungswegen absolvieren. Wer es etwas weniger steil angehen möchte, nimmt die die Bergstrasse und kann einen gleichmässigen Rhythmus fahren.
Egal mit welcher Variante es nach oben geht, fest steht, dass mit jedem Meter die Aussicht faszinierender wird. Nicht umsonst gilt dieser Berg als der schönste Aussichtsberg der gesamten Region. Sieben Oberitalienische Alpenseen sind zu sehen. Nur gerade 45 km entfernt thront die mächtige Monte-Rosa Ostwand, die höchste Wand der Alpen. Nun wartet definitiv die Abfahrts-Krönung dieser drei Tage. Ein nicht enden wollender absoluter Singletrail-Spass mit Blick zum Ortasee mit seiner kleinen Insel San Giulio.


Drei Tage Sonnenschein, warme Temperaturen und Trailgenuss. Grazie mille euch allen für die gemeinsame und wunderschöne Zeit am Lago d’Orta. Bike-Emotionen vom Feinsten! Paddy, vielen Dank für dein grossartiges Co-Guide Engagement. Love the ride!

Kommentare

Alessandro Pedrazzetti
7. April 2025
Lieber Luki wieder "un Giro di classe" wie es nur du kannst! vielen herzlichen Dank für die ausserordentliche Führung durch die verwinkelten Täler der Region Orta... die Trails haben mich fasziniert! und all das liegt so nah von uns... Grazie mille e alla prossima - Alessandro

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