Im Angesicht von Gletschern und senkrechten Felswänden leiteten uns unbekannte Hochgebirgstrails mitten durch eine glazial geprägte Landschaft. Normalerweise trifft man in diesen Regionen auf Alpinisten. Als Biker ist man da eine selten gesehene Spezies. Aber mit den nötigen Trailkenntnissen, einer ausgefeilten Fahrtechnik und einer hervorragenden Kondition kann man auch als Biker in diese einzigartige und tief beeindruckende Gebirgsszenerie vordringen.
Die ersten Höhenmeterr absolvieren wir mit Bus und Seilbahn. Nun geht es langsam aber sicher den Gletschern entgegen. Dass es eine No-Flow Tour ist, zeigt sich bereits auf den ersten Metern. Der Höhenweg hat es in sich und fordert mächtig Konzentration und genauso viele Körner. Auf einigen Abschnitten wie hier, können wir etwas durchatmen und in Richtung unseres Etappenziels blicken. Die grosse Überraschung wartet dann am Schluss. Ein aufgelassener, stockdunkler und über ein Kilometer langer Werkstunnel lässt uns in ein verstecktes Seitental vordringen. Auf einen Schlag befinden wir uns ab nun im glazial geprägten Hochgebirge.
Am zweiten Tag biken wir fast permanent in Höhen zwischen 2500 und 3000 Meter. Die Trails sind unendlich lange und führen in einige der entlegensten Winkel des Wallis. Die Szenerie erinnert uns an den Himalaya (Titelbild) und wir können kaum fassen was wir gerade erleben. Auch wenn 1300 Höhenmeter nicht sonderlich viel ist, so forderte dieser Tag als ob es das Doppelte gewesen wären.
Firn und Eis der formvollendeten Viertausender glänzen im Licht der Herbstsonne. Die imposanten 4000-er Weisshorn, Zinalrothorn und Obergabelhorn liegen vor uns wie auf einem Serviertablett. Wir knacken auf diesem Trail gerade die 3000-Meter Marke und trotzdem ragen die Gletscherberge um uns herum noch weit in den Himmel hoch. Die Szenerie ist schlicht atemberaubend – genauso wie der Trail, der uns heute fast den ganzen Tag durch diese hochalpine Landschaft führt.
Im ersten Sonnenlicht rauschen wir 2500 Meter ins Tal hinunter. Das Ganze komplett auf Trails. Von den Gletschern bis zu den Rebbergen – in einem Zug durch alle alpinen Vegetationsstufen. Und genau so geht es am Nachmittag wieder berghoch. Wir biken über die längsten Trails der Schweiz und sehen dabei noch ein Grossteil der Alpen-4000-er.
Das Wetter schlägt am letzten Tag um. Beim Start erwischen wir aber gerade noch ein trockenes Zeitfenster. Wiederum erwartet uns einer der längsten Trailabfahrten der Schweiz. Dieser Tunnel führt uns hinunter in ein riesiges Felsenrund. Wenn man von unten zurückblickt, kann man sich kaum vorstellen, dass in diesen senkrechten Felswänden ein Weg hindurchführt. Früher ein wichtiger Übergang für den Viehtransport, wurde dieser Tunnel bereits im 18. Jahrhundert aus dem Felsen gesprengt. Die Geschichte des Passes ist jedoch noch viel älter – durch das Abschmelzen der Gletscher kamen immer wieder Waffen und Ausrüstungsgegenstände zum Vorschein die bis zu 6000 Jahre alt sind.
Diese atemberaubenden Wege mit dem Bike zu befahren war ein gewaltiges Erlebnis das nachhaltig prägt und beeindruckt. Danke dir Sam und euch allen für diese No Flow Hüttentour, für diese Emotionen und all die gemeinsamen Erlebnisse in dieser wunderschönen Bergwelt.
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