Wetterdynamische Trailwoche in Ligurien (12. – 19. April)

Wenn aus Plan A ein Abenteuer wird… Es gibt Bike-Wochen, da läuft einfach alles nach Plan. Und dann gibt es auch mal eine Woche, bei der das Wetter zur grossen Herausforderung wird… Trotzdem genossen wir jeden Moment auf unseren Bikes und sind tief eingetaucht in ein Stück unbekanntes, einsames, wildes wie auch historisches Ligurien. Unsere Woche an der Riviera dei Fiori war ausgesprochen „dynamisch“ und voller intensiver Erlebnisse.


Der erste Tag beginnt wettertechnisch überraschend gut und deutlich besser als angekündigt. Trotzdem ist Vorsicht geboten: Die Wetterapps warnen vor schnellen Umschwüngen. Also: Plan A in die Tasche, Plan B ausgepackt. Und dann plötzlich besseres Wetter als gedacht! Während der Tour passe ich spontan die Route nochmals an und verwandle Plan B in Plan C. Und dieser neue Plan? Der trug uns über knackige Trails, die forderten und förderten. Die Flexibilität wird belohnt – mit Kurven, Ausblicken und ersten Adrenalinkicks im Herzen des Val Prino.


Der zweite Tag verspricht alles – ausser Sicherheit beim Wetter. Also wieder anpassen. Es geht nach Sanremo – hier zwischen dem Capo Nero und dem Capo Verde blühen die nördlichsten Dattelpalmen der Welt. Es ist Start des langen Aufstiegs ins einsame Hinterland. Trails schlängeln sich an Hügeln entlang und führen über Kreten mit bester Aussicht bis ins Meer hinaus. Oben angekommen werden wir mit atemberaubenden Abfahrtstrails mit Meerblick verwöhnt. Ein Freudejauchzer gehört dazu. Wenig später erwartet uns «klein Moab»… und dies mitten in Ligurien. Genial!  Der Mix aus Waldboden, Fels und der salzigen Meeresluft hat was magisches. Trail-Biken der Extraklasse.


Endlich – ein ganzer Tag nach Plan. Und obwohl das Wetter nicht ganz hält, was die Prognosen angesagt haben, tut dies der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil. Wir erleben das Val Prino in seiner vollen Schönheit. Die Trails sind ein wahrer Traum – teils verwunschen, teils technisch, teils einfach nur purer Genuss. Längst vergessene historische Pfade führen uns von den alten Kastanienwäldern hinunter in die duftenden Olivenhaine. Wir biken auf Pfaden welche einst zu den Olivenöl-Mühlen führten. Jeder Meter ein Geschenk, jeder Blick ins Tal ein kleines Staunen. Und erst diese uralten Ligurischen Bergdörfer mit ihren historischen Verbindungswegen… definitiv ein Tag der uns für immer in Erinnerung bleibt.


Tag 4 – Regen ist angesagt. Und zwar so richtig. Doch wir nutzten ein kleines Wetterfenster am Vormittag und fahren umgehend zum ersten Berg. Die Route? Kurz, aber voller Optionen. Immer so geplant, dass wir innerhalb von 30 Minuten zurück am Hotel sein könnten. Am Ende waren wir 3,5 Stunden unterwegs. Warum? Weil es einfach lief. Ein Trail nach dem anderen, der Grip erstaunlich gut, die Stimmung noch besser. Am Nachmittag – statt Siesta – ein spontaner Fahrtechnikkurs. Hinterrad Versetzen, Kurventechnik, Absätze hochfahren, Absätze runterfahren und zack sind zwei Stunden vorbei. Das war dann wohl Fahrtechnik-Flow 😉


Der Tag beginnt mit strömendem Regen und Sturmwarnung. Der Gedanke an eine Tour? Undenkbar. Während draussen das Wetter tobte, teilte ich meine Leidenschaft im kleinen hoteleigenen Velomuseum: eine Präsentation über die Anfänge des Mountainbikens, über meine Bikeprojekte und über meine Reisen – Pyrenäen, Atlas, Lappland, Kilimanjaro… Und dann – um 11 Uhr – Sonne! Ohne zu zögern: Bikes raus und ab in die Berge! Innerhalb von 30 Minuten sind wir parat und blieben für die nächsten 3,5 Stunden auf den Trails. Jede Schleife im Hinterland nehmen wir mit, jeder Höhenmeter geniessen wir. Und das Beste: Wir kamen trockener zurück, als ich es je erwartet hätte.

Am 6. Tourentag zeigt sich die Sonne – zumindest in den tieferen Lagen. Wir erklimmen den höchsten Berg der Talschaft. Bei guter Sicht könnte man im Norden den 2200 m hohe Saccarello – der höchste Berg Liguriens – bestaunen. Richtung Süden würde sich im Meer die Gebirgs-Silhouette Korsikas abzeichnen. Aber am Ligurischen Grenzkamm halten sie sich die Wolken heute hartnäckiger als gedacht. Der harte Aufstieg hat sich kaum gelohnt, zumal die Abfahrt zu Beginn vom Regen durchtränkt ist und das Ganze zu einer knackigen Rutschpartie wird. Dann aber ändert sich die Situation schnell. Je tiefer wir kommen desto trockener, griffiger und flowiger werden die Trails. Einen nach dem andern bauen wir ein. Einer schöner als der andere – und das Ganze mit Meeresblick. Unglaublich was für ein Trailfeuerwerk uns geboten wird. „Abgeschwungen“ wird in der Gelateria direkt am Meer.

Wir waren bereit loszufahren, auch wenn das Wetter unsicher war. Wir waren flexibel mit Plan A, B und C – schlussendlich ist es aufgegangen und wir alle hätten wohl nie gedacht, dass bei diesen vorgängigen Wetterprognosen so vieles möglich sein wird. Euch allen ein ganz grosses Danke für die gemeinsamen Erlebnisse, eure Flexibilität und eure riesengrosse Motivation.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar