Kilimanjaro Gipfelbefahrung (2. – 13. Oktober 2022)

Nach dem ich 15 Jahre davon geträumt hatte den Kilimanjaro, und somit einer der 7 Summits zu befahren, hatte ich im Herbst 2021 dieses Projekt umgesetzt. Die Euphorie und das Spektakel war so gross, dass ich umgehend beschlossen hatte, diese Tour 2022 offiziell in meinen Tourenkalender aufzunehmen.
Viele Jahre war biken im Kilimanjaro-Nationalpark nicht erlaubt. Dies änderte sich vor 3 Jahren und in der Zwischenzeit wird sogar ein neuer Biketrail durch den Urwald-Gürtel gebaut – 10 km davon sind schon fast fertig.


Nach den sattgrünen Bananen-Plantagen folgt ab 1900 Metern Höhe dichtester Dschungel. Hier beginnt der Nationalpark und enden die menschlichen Besiedlungen. Satte 10 Kilometer führt dieser Trail mitten durch den Dschungel. Wer will kann von unserem Schotterweg auf diesen Trail einbiegen und ein Teil auf ihm bergan fahren. Idealer ist er zum Runterrauschen. Auf 2900 Metern, am Rande des Urwaldes, ist unser erstes Camp. Satte 3000 Meter über unseren Köpfen thront der weit zurückversetzte Kilimanjaro mit seinen Gletscherfeldern. Fast unendlich weit weg erscheint er uns von hier… Aber wenn alles klappt mit der Akklimatisation stehen wir in fünf Tagen auf dem Gipfel.


Am zweiten Tag fahren wir in unser Höhenlager auf 3700 Metern. Der Dschungel ist der Steppenlandschaft gewichen. Wir blicken zum 5149 Meter hohen Mawenzi, dem Nebengipfel des Kilimanjaro Hauptgipfel. Die Böden sind trocken und die Vegetation beschränkt sich in diesen Lagen auf Büsche und exotische Pflanzen. Hinter uns und 500 Meter tiefer liegt das riesige Nebelmeer über der Steppe der Massai. Bis zu unserem Etappenziel fehlen noch 500 – stellenweise bis 35% steile – Höhenmeter.


Durch die enorme Höhe gibt es bei der Befahrung des Kilimanjaro diverse Parallelen zum Höhenbergsteigen. Dies hat es bis anhin noch auf keiner Tour von mir gegeben denn der höchste Punkt war bis dato eine 3900 Meter hohe Gipfelbefahrung in den Alpen. So unternehmen wir am dritten Tag eine Akklimatisationstour am Fusse des Mawenzi (5149 m). Wir erreichen auf diesem weiten Hochplateau eine Höhe von 4470 Meter. Später fahren wir auf einem knackigen Trail wieder hinunter zu unserem Höhenlager auf 3700 Metern, wo es nochmal eine Übernachtung gibt. Wie bereits an den vorangegangenen Tagen gilt es Kraft und Energie zu sparen, um sich möglichst gut an die Höhe anzupassen.


Ein Singletrail führt heute bergan bis zu unserem dritten Camp auf 4550 Meter. Dazwischen gibt es eine kurze Abfahrt- hier erleben wir die faszinierende «Höhenwüste» besonders intensiv. Sie zieht uns tief in ihren Bann. Der Kilimanjaro präsentiert sich nun wie auf dem Serviertablett. 1600 Meter ragt er noch über das hinter uns liegende Hochplateau hinauf. Das feine und helle Schotterband, das sich etwas links von der Mitte hochzieht, ist unser Aufstieg von morgen, resp der erste Teil der unendlich langen Abfahrt. Das Zeltquartier befindet sich heute auf der Höhe der Capanna Margherita – der höchst gelegenen Berghütte der Alpen. Die Höhe ist nun deutlich zu spüren. Bereits kleine Anstrengungen lassen Puls- und Atemfrequenz in die Höhe schnellen.


Das vierte und letzte Höhenlager liegt auf 4720 Metern. Nicht viel höher als das letzte Camp, jedoch wegen dieser Zwischenabfahrt kommen doch noch mal 500 Höhenmeter zusammen.
Wir werden im Camp von unserem Team – wie immer – perfekt verpflegt. Anschliessend packen wir die Bikes auf unser Rucksack-Tragesystem und bringen diese zu Fuss bis auf 5200 Meter hoch. Die Bikes werden deponiert und zu Fuss geht es zurück ins Lager hinunter. Die Gruppe ist inzwischen perfekt akklimatisiert und die Höhe wird von allen gut vertragen.


Heute ist der Tag der Gipfelbesteigung. Fast 1200 Höhenmeter sind es bis zum Uhuru Peak (5895 m). Wir starten um 1 Uhr in der Nacht. Nach 500 Höhenmetern sind wir bei unseren Bikes. Unsere Träger unterstützen uns ab nun. Fahren ist hier nicht möglich und die Schritte sind bewusst klein. Die Höhe ist so gut zu verkraften. Dies ändert sich aber spätestens beim Gilmans Point (5685 m). Auch wenn es nun deutlich flacher zum Stella Point (5744 m) geht, spüren die meisten die Höhe relativ stark. Immerhin ist der Sauerstoff-Partialdruck nur noch halb so hoch wie auf Meereshöhe. Hier erleben wir den faszinierenden Sonnenaufgang über dem Mawenzi Nebengipfel. Ein Moment der geradezu magisch ist und uns Energie gibt für den Gipfelaufschwung.


Der Schlussteil ist im Prinzip wieder fahrbar. Allerdings kommt man sehr schnell und ziemlich intensiv in eine Sauerstoffschuld. Die Höhe verkrafte ich heute erstaunlich gut und ich kann meine Gruppe gut unterstützen, dass wir den Gipfel erreichen.


Um 6:30 Uhr ist es geschafft! Wir stehen auf dem höchsten Berg Afrikas und auf einem der 7 Summits. Es ist ein unglaubliches und unbeschreibliches Gefühl den höchsten freistehenden Berg der Welt zu erklimmen. Eindrücke, Erlebnisse und Emotionen können kaum Worte gefasst werden, dafür vereint diese Gipfelbefahrung zu viele Superlativen und Einzigartigkeiten…Ganz herzliche Gratulation euch allen!


Was nun folgt dürfte mit 4500 Tiefenmeter eine der längsten Abfahrten der Welt sein. Nach den Gletschern sliden wir durch vegetationslose Geröllfelder hinunter ins spärliche Grasland. Weiter durch buschiges Bergland mitten hinein in den Dschungel und schlussendlich durch die Bananen-Plantagen dem Tal entgegen. Bis auf ca 100-150 Tiefenmeter ist die Abfahrt für versierte Biker und bei guter Akklimatisation komplett fahrbar.
Ein sprichwörtlich atemberaubendes Erlebnis, dass sich tief in unser Bikerherz eingebrannt hat und uns für immer prägt. Ein Erlebnis das mit Worten kaum zu beschreiben ist! Wir haben Menschen kennen gelernt, Landschaften entdeckt, Naturerlebnisse genossen, ein Land gesehen und eine Höhenerfahrung gemacht, welche uns zutiefst beeindruckt hat. Danke euch allen, dass wir all dies zusammen erleben durften!

Kommentare

6. November 2022
Das ist wirklich stark dass Du deinen Traum verwirklicht hast! Viele Grüße und Glückwünsche aus dem Saarland.

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