Orientalisches Trail-Spektakel im Hohen Atlas (21. – 28. Mai)

Auf anspruchsvollen Trails bikten wir mitten durch den Hohen Atlas. Die unberührten Berge, die weltentrückten Dörfer und das authentische Leben des einheimischen Gebirgsvolkes zog uns tief in den Bann. Wir tauchten eine Woche lang ab in eine völlig andere Welt.
Dass der Winter 2017/18 auch im Atlas Gebirge ausgesprochen schneereich war, zeigt sich hier bereits auf dem ersten Pass unseres Singletrail-Crosses. Mit knapp 3000 Metern ist er der höchste Übergang der Tour. Die Altschnee-Felder sind nah – genauso auch der Toubkal, mit 4167 Metern ist er der höchste Berg Nordafrikas. Die ersten beiden Tage führen uns durch die von ihm geprägten Täler. Diese sind enorm eng und tief eingeschnitten – die Trails entsprechend anspruchsvoll. Bereits ab den ersten Abfahrtsmetern wird unser Technikkönnen mächtig gefordert.


Imlil ist der Ausgangspunkt der Toubkal-Besteigung und unser Startort am zweiten Tag. Schnell kommen wir in einsames Bergland das an den Himalaya erinnert. Einzelne Filmsequenzen aus „7 Jahre in Tibet“ wurden hier gedreht. Auf dem über 2900 Meter hohen Übergang beginnt die lange Abfahrt hinunter in völlig abgeschiedene Dörfer. Diese sind nur über Pässe mit der „Aussenwelt“ verbunden – einige von ihnen sind gar bis heute nur zu Fuss und mit Maultieren erreichbar. Auf über 2500 Metern sehen wir beeindruckende Bäume mit mächtigen Stämmen. Hunderte von Jahre dauert es bis auf solch kargem Boden ein solches „Naturkunstwerk“ entsteht.


Wir verlassen die tiefen Täler und erreichen den Gebirgsrand des Atlas. Geologie und Vegetation ändert sich innerhalb weniger Kilometer. Wir befinden uns nun in einer offenen und ausgesprochen fruchtbaren Region. Über hart gepresste rote Erde führen unsere Trails weiter gen das flache Hochland das sich vor dem Atlas erstreckt. Die Region ist reich an Salzvorkommen und so befinden sich ganz in der Nähe noch traditionell betriebene Salzsalinen.


Nach dem „Abstecher“ ins Hochland vor dem Atlas, tauchen wir wieder in das ursprüngliche „Gebirgs-Berberland“ ein. Für die Kinder sind wir Biker eine Attraktion – Berührungsängste oder Skepsis kennen sie in den ursprünglichen Dörfern nicht. Sie winken uns zu oder grüssen uns herzlich. Am Ende des Dorfes geht es wieder in die Einsamkeit. Ein kleiner Übergang bringt uns ins Nachbartal. Gut zu erkennen sind die satt grünen Talböden – und dies bei allen Gebirgsdörfern. Rund um die Dörfer wird Wasser aus den Bächen gefasst und mit Kanälen auf die terrassierten Felder geleitet. Dies ermöglicht die überlebenswichtige und traditionelle Landwirtschaft – denn die Berber in den einsamen Tälern des Atlas sind bis heute Selbstversorger geblieben.


Dieses einsame Hochland – fernab jeglicher Zivilisation – war vor 120 Jahren arg umkämpft. Zwischen den einzelnen Talschaften wurde damals um jeden Quadratmeter des potentiellen Kulturlandes gestritten. Ein kaum erkennbarer Friedhof auf der Passhöhe ist Zeuge dieses Konfliktes. Fast 20 Kilometer fahren wir ab hier über Trails, durch ursprüngliche Berberdörfer, später über Eselpfade und zum Schluss noch durch ein Flussbett bis ins Tal hinunter. Im ersten Berberdorf werden wir von einer alten Dame in traditioneller Berber-Kleidung zu Tee, Brot und Olivenöl eingeladen.


Am letzten Tag wartet noch der schwierigste Übergang. Ein längeres Schiebestück bringt uns schlussendlich bis auf die Passhöhe. Der Blick reicht zurück zum Hauptkamm des Atals. Durch das Fruchtbare Tal im Hintergrund führt eine der wenigen Passstrassen, die das Atlasgebirge überqueren. Sie verbindet Marrakech mit den Weiten der Sahara. Um den „Tizi n’Test“-Übergang zu kontrollieren wurde hier 1907 von den Berbern die bekannte Festung Agadir n’Gouf erbaut. In den 1920-er Jahren wurde darin eine Garnison der französischen Fremdenlegion einquartiert.


Wiederum tauchen wir nach einer Passüberquerung in eine völlig neue Welt ein. Die Berge sind weit über 3000 Meter hoch. Diese lehnen sich aber nun weiter zurück, es gibt Platz und das Gelände öffnet sich. Ungewohnte Vegetation, farbiges Gestein und endlos scheinende Weiten öffnen sich vor uns.


Die Eselpfade sind bis heute die Hauptschlagadern der Berberdörfer im Atlas. Auf ihnen wird Korn und Saat zwischen den Dörfern und ihren Felder transportiert. In Kürze erreichen wir auf diesem Pfad das ursprünglichste Dorf unserer Tour. Erst vor 25 Jahren wurde es mit einer Strasse aus dem Haupt-Tal heraus erschlossen. Davor war es nur auf einem 2-Tages Marsch erreichbar. Bis dahin lebten die Leute völlig autark. Wenn irgendwo die Uhren im Atlas stehen geblieben sind, dann ist es definitiv hier.

Wir sind abgetaucht in ein Leben dass sich seid gefühlten 2000 Jahren nicht mehr verändert hat. Tief beeindruckt und genau so tief berührt hat uns dieser Singletrail-Cross, der uns in eine Welt führte die wir nur aus den Geschichtsbüchern kennen. Es wird Zeit brauchen all die Emotionen zu verarbeiten. Vielen, vielen Dank liebe Atlas-Crosser/innen für diese emotionale und genauso anspruchsvolle Singletrail Tour die wir zusammen im ursprünglichen Berberland erleben durften.

Kommentare

Sebastian Schatzer
6. Juni 2018
Beeindruckende Landschaften, bewegende Begegnungen mit den Berbern und eine super Reisegruppe! Das Abenteuer lässt sich echt schwer in Worte fassen, man muss das ganze selbst einmal erlebt haben! Danke Luki, danke an die gesamte Gruppe für dieses einmalige Erlebnis!
1. Juni 2018
Die spannenden Touren durch den hohen Atlas waren die schönsten Ferien, die ich seit langem erlebt habe. Jeder Tag war ein Erlebnis, die abwechslungsreichen, anspruchsvollen Trails, die rote Erde und die direkten Begegnungen mit den Berbern. Der tolle Zusammenhalt der Gruppe hat das Erlebnis noch zusätzlich verstärkt! Danke vielmals Luki für diese unvergessliche Zeit!
Christof
30. Mai 2018
Auch ich möchte mich bei allen ganz herzlich für die gemeinsam erlebten Stunden der letzten Tage bedanken. Luki, du hast uns da auf eine wundervolle Tour mitgenommen, die enorm viele Eindrücke aus dem "wirklichen" Marokko bietet, wie ich finde. Diese Eindrücke und das Kennenlernen von so vielen coolen Gleichgesinnten werden sich bei erst noch so richtig setzen müssen. Die vielen Fotos werden einen Teil dazu beitragen und ich werde es geniessen. Vielen Dank!
Fabian
30. Mai 2018
Ganz herzlichen Dank Luki für dieses aussergewöhnliche Erlebnis dieser Mountain Bike Tour durch den hohen Atlas. Wunderschöne Landschaften, spannende und spektakuläre Trails, eine gute Organisation und natürlich eine tolle Gruppe. Hat echt Spass gemacht!

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