Im Trail-Rausch durch das Hugenotten-Tal (12. – 18. Mai)

Kaum vorstellbar sind die Trailschätze in der einstigen Hugenotten-Hochburg Diois. Die Art und die Anlange dieser kilometerlangen Trails sind einzigartig im Alpenraum. Sie führen uns mitten durch eine malerische, manchmal schon magisch-schöne Naturlandschaft. Immer wieder geniessen wir atemberaubende Tiefblicke in die verwinkelte Talschaft. Täglich wägen wir uns in einem wahr gewordenen Trail-Traum. Nach diesem Camp kennen wir die Steigerung von Singletrail… es ist der „Hugenotten-Trail“. VIDEO


Mit 1100 Tiefenmetern ist dies die längste Abfahrt hinunter ins Tal der Drôme. Zur Zeit von Louis XIV (1643-1715) war dies ein gut versteckter Fluchtweg der Hugenotten die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden. Sie mussten mit der Galeerenstrafe, dem Kerker oder gar dem Galgen rechnen. Bis heute ist der Trail-Head kaum auffindbar – zuerst durch den Schnee, dann durch Laubwälder und schliesslich durch Koniferenwälder fliegen wir geradezu ins Tal hinunter. Bei der atemberaubenden Aussicht in unser verwinkeltes Tourenrevier fällt es schwer sich auf den Trail zu konzentrieren.


Jede Tour besteht aus einer Haupttour die mit ein bis zwei weiteren Übergängen und Traum-Trails kombiniert werden. Täglich kann so in userem 2-Levelcamp zwischen zwei unterschiedlichen Touren ausgewählt werden die dann zusätzlich noch individuell angepasst werden können. Der Trail dieser 450 Höhenmeter-„Abendschleife“ führt auf direktem Weg bis fast in den Garten unserer Unterkunft. Und hier warten bereits Apéro und Pool auf uns.


Bei der Königsetappe fahren beide Gruppen auf den Höchsten Punkt unseres Tourenreviers. Auf der 1600 Meter hohen Gipfelkuppe fallen vor uns 200 Meter mächtige Felswände senkrecht in die Tiefe. Die Sicht reicht im Süden über das Diois und im Norden über das riesige Plateau des Vercors. Es ist das südlichstes Massiv der fünf «Chaînes Subalpines Septentrionales», welche sich zwischen Genfersee und dem Diois befinden. Mit 170 Quadratkilomtern ist es zugleich das grösste Naturschutzgebiet Frankreichs. Für mich ein magischer Ort. Gerade bei dieser Tour können wir nämlich die Vielfalt dieser Bikeregion auf spektakulärste Art erleben.


Erst noch lagen die senkrechten Felswände des Glandasse Massivs vor uns. Sie erschienen unüberwindbar. Nur an wenigen Stellen gibt es hier einen Durchschlupf für uns Biker wo wir dieses gewaltige Hochplateau erreichen, respektive auch wieder verlassen können. Während des Zweiten Weltkriegs war dieses kaum erreichbare Plateau ein wichtiges Zentrum der Résistance. Er war Rückzugs-, Ausbildungs-, Lazarett- und Versorgungsgebiet von ca. 4000 Partisanen, welche vor allem im Rhônetal und in den Alpen Überfälle auf die Besatzung organisierten.
Der Kontrast könnte kaum grösser sein zwischen dem völlig verwinkelten Diois und der riesigen Hochebene die ab Ende Juni mit tausenden von Schafen bestossen wird. Je nach Route fährt man hier 4 Stunden Richtung Norden bis man das erste Dorf erreicht oder man fährt auf Hugenottentrails gen Süden wo man nach 4 Stunden Singletrail-Riding wieder den Talboden des Diois erreicht. Wir wählen die „Hugenotten-Variante“…


Ein Berg und dutzende Kilometer herrlichster Trails. Bis zum letzten Tag nutzen wir jede Minute zum Trail-Biken. Dieser Pfad bringt uns wiederum in bester Steigung und durch aussichtsreiche Hänge und über kleine Schultern bis auf den Gipfel. Danach folgt ein weiteres Flow-Trail-Highlight das für immer in Erinnerung bleibt. Da die Region ab der Keltenzeit von fleissigen Völkern besiedelt wurde, entstand im Verlaufe der letzten beiden Jahrtausende ein enormes Wegenetz. Auch für die Römer waren die klimatisch milden Tiefebenen ein bevorzugter Lebensraum. Sogar ein Stück Römerstrasse ist bis heute noch erhalten geblieben. Germaneneinfälle am Ende des weströmischen Reiches machten den Vercors zu einem Schutz- und Rückzugsbereich, in dem Kultur und Gesellschaft sich ohne grosse Veränderungen über das Mittelalter hinaus erhielten. Reste von Befestigungsanlagen lassen auf die Kontrolle wichtiger Handelswege schliessen.


So faszinierend die Trails sind, so schön ist die Vegetation. Buchsbaumwälder, Föhrenwälder und Eichenwälder prägen die Berge. Das Tal ist landwirtschaftlich geprägt und ist bekannt für die Herstellung natürlicher Produkte wie Kräuter, Oliven, Walnüsse, Esel-, Ziegen-, Wildschweinwurst, Lavendel-, Akazien-, Tannen-, Kastanienhonig, Ziegenkäse, Lavendelöl, -wasser, -kissen und andere Produkte. Aber auch Obstsorten wie weisse Pfirsiche, Melonen «de Cavaillon», Erdbeeren, Kirschen usw. Speziell ist vor allem auch das aus der Region stammende Nougat, die Trüffel-Pralinen und Trüffel-Pilze, Lammfellerzeugnisse und natürlich Clairette und Weine. Nicht umsonst gilt die Region als Bio-Tal von Frankreich. Mir kommt es vor wie im Paradies – vor allem wenn wir dann am Abend von unserem Küchenteam Sepp, Verena und Ruedi mit diesen lokalen Produkten kulinarisch verwöhnt werden.
Eine wunderschöne Tourenwoche mit intensiven Eindrücken und vielen emotionalen Momenten bleibt mir für immer in Erinnerung. Merci beaucoup euch allen für diese einzigartige Zeit die wir zusammen im Diois geniessen und erleben durften.

Kommentare

23. Mai 2018
Einfach eine Spitzenwoche. Allen ein Danke. Wünsche ein Schönen unfallfreies Jahr. Schöne Grüsse Werner E.
Patrick
21. Mai 2018
Auch wenn alle lieber bereits sommerliche Temparaturen sich gewünscht hätten, hat uns der überraschende Wintereinbruch in der Höhe nichts vom Spass über die Schneefelder genommen, schliesslich hatten die Hugenotten die Trails auch im Winter benutzt. Und mit Luki wirds ja eh nie kalt, denn mit diesen Trails wird es jedem Biker warm ums Herz. War eine absolute Spitzenwoche!!
Peter N.
20. Mai 2018
In vielerlei Hinsicht ein Trailcamp der Superlativen. Sei es die Gegend, die Teilnehmer oder die Betreuung durch Lukis Team. Aber das was mit Lukas und Matthias als Guides befahren wurde benötigt den Hyperlativ, sie haben es geschafft, uns die "super flowigsten" und "super längsten" Trails zu zeigen. Perfekt abgestimmt auf Wetter und Teilnehmer. Vielen Dank!
19. Mai 2018
Perfekt organisierte Woche, da merkt man, dass die Organisatoren mit Seel und Leib dabei sind! Bravo!!! Unfassbar schönes Gebiet der Drôme! Sollte man als ambitionierte Biker/in erleben! Einfach geniale Wege, Landschaften und Flora. Ein prägendes Erlebnis in einer ganz tollen Gruppe.
19. Mai 2018
Dieses Camp hat es in sich. Wer eine richtig sportliche Biker-Woche, mit symapthischen Guides sucht, wird hier fündig. Keiner schreckt von noch mehr Höhenmeter ab, und die Trails in diesem Gebiet sind enorm spannend, vielfältig und lang. Ich danke euch und allen Teilnehmer für das Erlebnis.
19. Mai 2018
Ich kann Salah nur zustimmen, es war einfach grandios. Dieses Jahr war ich in der gemütlicheren Gruppe unterwegs, aber keineswegs unterfordert. Die Woche lieferte tolle Trails, grossartige Panoramen, kulinarische Leckerbissen und viele tolle Gespräche. Eingebrannt in meinem Gedächtnis hat sich die letzte Tour vom Freitag morgen, es war einfach der Hammer. Ein grosses Danke an die tollen Guides und Teilnehmer für diese schöne Woche, die ich mit euch im Diois verbringen durfte

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