Um kaum einen anderen Schweizer Berg ranken sich so viele Mythen und Sagen. Man sagt, er sei der Mittelpunkt der Schweiz. Hier verschmelzen die entlegensten Enden des Emmentals, des Entlebuchs, des Luzerner Hinterlandes und des Oberaargaus zu einem wahren «Irrgarten» von Tälern, Hügel und Kreten. Unsere Trails führten uns mitten hindurch durch dieses beindruckende Landschafts-Labyrinth.
Bereits beim Tourenstart wussten wir, dass uns um die Mittagszeit eine ergiebige Sturm- und Regenfront erreichen wird. Wir passen die Strecke an was bei der grossen Wegauswahl gut möglich ist. Oberhalb vom Änziloch – dem geologisch schönsten Loch des Schweizer Mittellandes – fällt mir die Sage ein vom Änzilochgeist, der verantwortlich ist für die heftigen Napfgewitter. Momentan scheint er wohlgesinnt zu sein, das Wetter ist auf jeden Fall noch deutlich besser als angesagt.
Trotz des noch guten Wetters schaue ich auf ein dynamisches Vorwärtskommen. Wir geniessen die schöne Landschafts- und Wetterstimmung und erleben wunderbare Panoramablicke in die Innerschweizer Voralpen. Ganz im Hintergrund sind gar noch die Berner Alpen zu erkennen.
Um die Mittagszeit nimmt aber auch die Wetterküche mächtig an Dynamik auf. Die Regenfront nähert sich rasant. Ich denke an die Sage, dass sich im Napf ein riesiger Goldklumpen befindet wo das Regenwasser ständig kleine Mengen in die Bäche hinausspült. Tatsächlich ist das Napfgold das älteste bekannte Goldvorkommen der Schweiz. Die Menge die aus den Bächen gewaschen wird ist allerdings verschwindend klein. Auf jeden Fall geht unser Zeitplan geradezu perfekt auf, die vordersten treffen zusammen mit den ersten Regentropfen in unserer Unterkunft, hoch über dem Entlebuch, ein.
Am zweiten Tag werden wir von Beginn an mit bestem Wetter verwöhnt. Wir verlassen kurzzeitig die nahe Napfregion und nehmen noch ein paar Trails in den Luzerner Voralpen mit. Ganz im Hintergrund ist das frisch eingeschneite Schreckhorn und Lauteraarhorn zu erkennen. Bereits am Morgen war klar, dass wir den heutigen Tag etwas ausgiebiger gestalten werden. Schliesslich gab es gestern ein paar Abkürzungen die wir heute nun «kompensieren».
Die gestern geplante Befahrung des Napf-Gipfels können wir heute mit prächtiger Aussicht erleben. Fünf Quellen entspringen in der Nähe des 1406 Meter hohen Napfgipfels weshalb vor 200 Jahren gar die Idee eines Kurorts entstand.
Wir befahren die vielleicht längste Trail-Abfahrt vom Napfgipfel. Wie schon gestern, verlassen wir am Ende des Tages die eigentliche Napfregion. Denn auch hier warten noch ein paar ganz idyllische Trailleckerbissen auf uns die man geradezu mitnehmen muss. Der Blick reicht noch mal zurück zum Pilatus. Ebenfalls ein Berg voller Sagen und Mythen… Grazie mille für dieses idyllische Weekend im „Herzen der Schweiz“.
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