Trail-Himmel in den Provenzalischen Alpen (29.6. – 6.7.)

In der Haute Verdon erlebten wir sprichwörtlich einen Singletrail-Himmel. Bis heute ist er unbekannt und unentdeckt geblieben. Stundenlange Traum-Trails durch malerische Naturlandschaften mit tiefen Schluchten, weiten Hochplateaus, aussichtreichen Gipfeln und markanten Kämmen. In einem Landhaus untergebracht und kulinarisch verwöhnt von Isabelle und Verena, wägten wir uns eine Woche lang im Bikeparadies.
Auf 2400 Metern und nach 2,5 Stunden Singletrail am Stück öffnet sich ein weites Hochplateau. Wir können kaum glauben was uns die Natur präsentiert. Das Spektakel hat erst begonnen und mit jedem Meter wird es noch imposanter. Eine Reizüberflutung bahnt sich an… Weitere 2,5 Stunden extravaganteste Trails folgen – sie brennen sich förmlich in unser Hirn ein. An diesem Tag weiss jeder, dass dies die wohl faszinierendste Biketour seines Lebens war…

Die Waldgrenze liegt auf über 2200 Meter. Nur an wenigen Orten der Alpen ist die Baumgrenze so hoch – sie zeugt vom milden Gebirgsklima. In den abgelegenen Tälern entstanden viele Passübergänge. Diese hatten zwar nur lokale oder Regionale Bedeutung aber für uns sind sie oft die Grundlage imposantester Touren. Für den Durchgangsverkehr sind die schmalen Pässe heute ein zu grosses Hindernis. So ist die Haute Verdon einsam geblieben. Viele dieser Übergänge lassen sich noch auf den uralten und historischen Wegen befahren, meist noch naturbelassen oder wie hier auf dem Singletrails.

Nebst weiten Hochplateus gibt es in der Haute Verdon auch wilde, tief eingeschnittene und völlig abgelegene Täler. 1500 Meter über dem Bachlauf der Verdon präsentiert sich uns eines der wildesten und unberührtesten Seitentäler unseres Tourenreviers. Wir fahren auf alten Hirtenwegen die bis heute genutzt werden. Wir treffen eine Schafhirtin die hier den Sommer in einem winzigen Häuschen und in völliger Abgeschiedenheit verbringt. Sie erzählt uns, dass erst vor kurzem der Wolf hier eines ihrer Schafe gerissen hat. Wenig später sehen wir noch dessen Überresten auf unserem Trail liegen. In diesen Weiten ist es nicht einfach die richtige Fährte zu finden – aber wenn man sie hat, dann wird man mit einem Bilderbuchtrail verwöhnt.

Hoch über dem fünf Kilometer langen Lac de Castillon werden wir von einigen ganz besondere Trailperlen erwartet. Intensive Gewitter sind angesagt aber wir nutzen die frühen Morgenstunden. Die lange Gipfelfahrt verwöhnt uns mit herrlichsten Panoramablicken. Auf dem Gipfel ist gar das legendäre türkisfarbene Wasser des Lac de Castillon zu sehen. Die Aussicht reicht rundherum und tief hinein in die Provenzalischen Alpen. Nach diesem langen Uphill rauschen wir eine gefühlte Ewigkeit dem Tal entgegen. Ein Flowtrail der die Emotionen geradezu explodieren lässt. Der Trail ist mit einem Gefälle angelegt, als wolle er uns ein maximal langes Trailvergnügen bieten. Wir sind im Trailrausch…

Eine lupenreine und zeitweise extrem steile Gipfelbefahrung bringt uns auf 2575 Meter und somit auf den höchsten Punkt dieser Trail-Woche. Die Steigfähigkeit können wir hier voll und ganz ausreizen. Die Aussicht ist gewaltig und reicht im Norden bis in die Dauphine und im Osten bis zu den wilden Zacken der Seealpen. Sogar der Gipfel des 3841 Meter hohen Monviso ist zu erkennen. Hier auf diesem Gipfel treffen drei Talschaften aufeinander. Vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein war dies ein Grenzpunkt verschiedener kleinflächiger Königreiche und Grafschaften die hier herrschten und heute längst zu Frankreich gehören.


Nach einer langem Kammrücken-Befahrung sticht der Trail in die aussichtsreichen Bergflanken hinein. Später führt er über einen Bergrücken, von wo er später in bester Abfahrtsmanier in ein Seitental hineinsticht. Was nun beginnt ist ein Trailfeuerwerk erster Klasse. Er scheint unendlich lang zu sein – fast wie schwerelos gleiten wir ins Tal hinunter.


Der Osten unseres Tourenreviers gehört bereits zu den Seelapen. Traumhaft schöne Passübergänge führen uns in Nachbartäler welche bis weit ins 20. Jahrhundert hinein nur mit Saumwegen erschlossen waren. Es scheint, dass es in der Haute Verdon überall spektakulärste und endlos lange Singletrails gibt. Wir geniessen sie in vollen Zügen und kosten sie aus und geniessen unsere Emotionen und die Momente voller Biker-Glück.
Merci beaucoup für all diese Momente, diese wunderbare Bikefreundschaft und dieses atemberaubende Trailerlebnis, das wir in unserem „Bikehimmel“ und „Bikeparadies“ erleben durften.

Kommentare

Martin
9. Juli 2019
Natur und flowige Trails vom Feinsten - wieder mal eine epische Bikewoche mit Luki. So soll es sein!
8. Juli 2019
Danke Luki für diese tolle Trailwoche. Es war ein aussergewöhnliches Erlebnis zusammen mit einem aussergewöhnlichen Guide. Danke, dass du uns diese Gegend hast erfahren lassen und uns auf diese abartig tollen Trails geführt hast.
Markus Doden
7. Juli 2019
Man taucht ab für eine Woche in eine andere Welt. Unbeschwert seiner Leidenschaft mit Gleichgesinnten teilen auf den Trails einer wie es scheint unglaublich schöner und verlassen Landschaft. Wenn man zurück kehrt in seinen Alltag erkennt man erst was man in dieser Woche erlebt hat.
Marcel
7. Juli 2019
Danke Luki, dass du deine tollsten Trailschätze mit uns teilst. Es war eine tolle Woche im Haute Verdon
5. Juli 2019
Super schön berichtet, macht richtig Lust

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