Trailtrausch im höchstgelegenen Kulturraum der Alpen (14. – 20. August)

Zwischen dem 3841 Meter hohen Monviso und der 4102 Meter hohen Barre des Ecrins liegt eine einzigartig schöne Alpenlandschaft, die uns tief in den Bann zog. Der sehr hohe Singletrail-Anteil (auch berghoch), die Steilheit und nicht zuletzt die dünne Luft forderten und belohnten. Viele Übergänge sind zwischen 2’500 und 3’000 Meter hoch. Sie brachten uns in weit abgelegene Talschaften und zu idyllischen Hochplateaus mit tiefblauen Bergseen. Auf kilometerlange Singletrails wurde im Queyras unser Biketraum zur Wirklichkeit.


Vorbei an der höchst gelegenen selbständigen politischen Gemeinde der Alpen fahren wir hinein in die Einsamkeit. 30 Kilometer Trail am Stück folgen. Die Runde führt uns schliesslich durch drei Täler und über zwei hohe Pässe. Beide Übergänge gehören mit 2900 Meter zu den höchsten der Cottischen Alpen. Ausgesprochen viele uralte Handelsrouten führten aus und in den Queyras. Erst im 19. Jahrhundert konnte eine Talstrasse durch eine tiefe und 17 Kilometer lange Schlucht erbaut werden. Davor war die Talschaft nur über diese hohen Pässe erreichbar. Etwa 20 dieser Pässe sind auch mit dem Bike befahrbar und führen uns in die entlegensten Winkel der Westalpen.


Heute starten wir mit 3400 Höhenmetern zur Königsetappe. Eine Vielzahl an Pässen überqueren wir und unzählige Täler befahren wir auf dieser malerischen Runde. Bei so viel Abwechslung und so vielen unterschiedlichen Landschaften fällt es schwer die Orientierung zu behalten. Etwa rund sechs Stunden biken wir durch diese Einsamkeit, ohne dabei ein einziges Dorf zu sehen. Malerische Trails ziehen durch Landschaften, die einfach nur faszinieren…


Nach der gestrigen Königsetappe wartet heute der Ruhetag, dabei knacken wir fast die 3000-Meter-Marke. Mit jedem Höhenmeter, wo die Luft dünner wird, wird die Aussicht umso imposanter. Der markante 3841 Meter hohe Monviso ist zum Greifen nah und präsentiert sich in seiner beeindruckenden Dominanz. Rund um dieses gewaltige Bergmassiv haben sich durch seine isolierte Lage Insekten, Reptilien und Pflanzenarten erhalten und entwickelt, die auf der Welt einzigartig sind. Dieser Berg ist für mich das Wahrzeichen der Westalpen. Von den Anwohnern seiner umliegenden Tälern wird auch „Re di Pientra“ (König aus Stein) genannt.


Eingebettet und abgelegen liegt der Queyras zwischen hohen Berg- und Felsmassiven. Dank dieser abgeschirmten Lage bildet er einen ausgeprägten inneralpinen Trockenraum. Und so regnet es heute quasi rund um uns herum – nur im Queyras «schont» es noch bis am Abend. Die Tannenwälder weichen den Gebirgsweiden und den steil aufragenden Kalkfelsen. Trotz der grossen Höhe von über 2500 Metern erwarten uns einmal mehr samtweiche Trails. Die nun folgenden 15 Kilometer Singletrails gehören deshalb wieder zu der ganz edlen Sorte. Vorbei an tiefen Abgründen und über aussichtsreiche Wiesenrücken bis hin zu serpentinenreichen Waldtrails erwartet uns alles bis wir nach 1500 Singletrail-Abfahrtsmeter in der «Combe du Queyras» ausgespuckt werden. Kaum zu fassen, was wir soeben erlebt haben.


Die Tour vom letzten Tag gehört alpenweit zu meinen persönlichen Lieblingstouren. Nur gerade am Anfang und am Schluss gibt es ein paar Asphalt-Meter. Satte 75% der Strecke verlaufen über wahre Spitzen-Singletrails. Berghoch auch mal am Limit des fahrbaren – sonst wäre es ja auch nicht eine Lieblingstour von mir 😉
Gleich mehrere Pässe und Täler liegen an unserer Strecke. Die Aussicht wird auf jedem Berg und bei jedem Pass noch imposanter. Es ist eine eigentliche Steigerungsfahrt mit einem Schlussbouquet der allerfeinsten Art. Die kühn angelegten Trails, die durch steile Bergflanken führen, vermitteln ein permanentes Aussichts-Kino mit einem Panorama der Extraklasse.
Den Trail, den wir hier befahren ist einer der seltenen «Telegrafen-Trails» aus der Zeit Napoleons. Das gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich installierte System war eine optisch-mechanische Telegrafenlinien die bis zum Aufkommen der elektrischen Telegrafie (ca Mitte des 19. Jah.) Verwendung fand. So entstanden auf exponierten und aussichtsreichen Gipfeln kleine «Telegrafen-Observatorien». Diese wurden mit schmalen und gleichmässig steigenden Wegen erschlossen die uns wie hier, in höchste Lagen führen.


600 Quadratkilometer pures Bike-, Berg-, Landschafts- und Trailvergnügen. Mit seinen insgesamt acht Gemeinden und 2300 Einwohnern ist auch der Queyras – wie die angrenzenden piemontesischen Tälern – von der Abwanderung geprägt. Seine Trailschätze sind atemberaubend schön und verwöhnen den versierten Biker mit grössten Glücksgefühlen.
Euch allen ein ganz grosses Danke für diese gemeinsamen Emotionen in dieser einzigartig schönen Bikeregion. Es war mir eine riesengrosse Freude mit euch zusammen diese Zeit zu geniessen und in den Queyras abzutauchen.

Kommentare

Martin H.
24. August 2022
Mit einem tollen Team durfte ich die Woche im Queyras Gebiet geniessen. Wie es bei den "Luki-Touren" so üblich ist, wurde alles bestens organisiert und wir konnten uns auf die Trails konzentrieren bzw. geniessen. Je härter der Uphill desto genussvoller der Rausch bergab. Das Queyras-Gebiet überzeugt in dieser Jahreszeit mit der wundervollen Landschaft und dem Farbenspiel der Natur. Nach den Touren wurden wir jeweils mit der ausgezeichneten Verpflegung im "heimeligen" Hotel belohnt. Somit waren wir gestärkt für die nächste Tour am Folgetag. Es war ein Genuss von A bis Z, herzlichen Dank Luki
21. August 2022
Wir waren bis auf ein paar Ausreisser nach oben eine homogene Gruppe sodass wir alle zusammen fahren konnten (Plaisir +). Das hat mir sehr gut gepasst und tat meinen Beinen und meinem Ego gut! Dass nach der Königsetappe ein eher ruhiger Tag kam, hat wahrscheinlich den meisten gepasst. Aber als von Ruhetag gesprochen wurde (obwohl die Hälfte an Hm und Distanz der Königsetappe zurückgelegt wurde) war mein Ego wieder am Ar… Alles andere ist wie gewohnt bei Luki. Eine Region wo man selber eher nicht hingeht; Touren vom Feinsten und in alle Himmelsrichtungen; diverse Varianten auf den Touren um alle Bedürfnisse abzudecken; Trails, Trails, Trails. Ein passendes Hotel mit feinem Essen. Da das Hotel auf 2'000 MüM lag und eine Bergankunft am Ende einer Tour nicht immer für helle Begeisterung sorgte, ist es inzwischen doch auch möglich Luki zu einem altersangepassten downgrad zu überreden und mit seinem Bus hoch zu shuttlen ;-) Merci Luki, bis zum nächsten Trip

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