Es scheint, als seien die 3000 Meter hohen Felszacken zu Stein erstarrte Flammen. Malerische Weiden, duftende Tannenwälder und hochalpine Felsregionen durchquerten wir auf unseren spektakulären Touren mitten im “schönsten Gebirge der Welt”. Die alten Militärsteige führen dabei mitten hinein in eine Szenerie, wie sie in den Alpen einzigartig ist.
Lange Zeit biken wir heute auf einem Kammrücken, der uns mit dem schönsten Sextener-Dolomiten-Panorama verwöhnt. Der Trail verläuft exakt auf der Grenze von Südtirol und Veneto. Links von uns die Karnischen Alpen mit dem Crode dei Longerin. Die Räter waren die ersten, die nach der Würm-Eiszeit – vor rund 10’000 Jahren – diese inneralpinen Täler besiedelten. Einige Sprachinseln dieser Urbevölkerung konnten sich bis heute erhalten. Es ist das Rätoromanische in Graubünden, das Friaulische hier im Nordosten Venetiens und das Ladinische mitten im Herzen der Dolomiten.
Ein Auftakt nach Mass, der uns schon am ersten Tourentag mit stundenlangem Trailgenuss verwöhnt. Und das Ganze notabene 1000 bis 1500 Meter über dem Talboden.
Wenn es um Ortsbezeichnungen oder Bergnamen geht, dann ist die Friaulische Sprache bis heute präsent – gesprochen wird sie aber kaum mehr. Im Süden steigen die mächtigen Felspfeiler rund um den Monte Brentoni empor. Der kilometerlange Kammtrail verläuft immer über der Waldgrenze und ist von der flüssigen Sorte, es gibt aber auch den einen oder anderen Anstiege der schon Kraft fordert. Unbemerkt fahren wir über die Sprachgrenze hinüber in die Provinz Veneto.
Heute werden wir mit einer lupenreinen Gipfelfahrt verwöhnt. Dieser freistehende Gipfel zählt zu den schönsten Panoramabergen im Herzen der Sextener Dolomiten. Mit viel Kraft und Fahrtechnik-Raffinesse ist er komplett fahrbar. Rechts im Hintergrund das Cristallo-Massiv, der Hausberg von Cortina d’Ampezzo und links von der Bildmitte ragen die imposanten Nordwände der drei Zinnen in den Himmel. 500 Meter sind sie hoch und gelten als das Wahrzeichen der Dolomiten. Kaum ein Sonnenstrahl berührt während des ganzen Tages diese Wände. In der westlichen (rechten) Zinne gibt es bis zu 40 Meter lange überhängende Passagen. Insgesamt ragt sie 160 Meter über den Wandfuss hinaus und gilt deshalb als «das grösste Dach der Alpen».
Nebst dem Petersdom in Rom ist die Region um die drei Zinnen das vermutlich beliebteste Reiseziel Italiens. Mit etwas Geschick und einer angepassten Startzeit können wir weitgehend den grossen Wanderströmen ausweichen und unser Drei-Zinnen Erlebnis in vollen Zügen geniessen. Es gibt nur wenige Regionen in den Dolomiten, wo man so tief in diese Felslandschaften eindringen kann. Die Kombination von dieser spektakulären Alpenlandschaft verbunden mit den alten Militärwegen ist ein Highlight. Dies muss jedoch in Form von knackig steilen Anstiegen sprichwörtlich verdient werden. Verwöhnt wird man mit einem Erlebnis, das für immer in Erinnerung bleibt.
Im Ersten Weltkrieg war der Frontabschnitt an den Drei Zinnen stark umkämpft. Abseits der Hauptwege sind Geschützstellungen, Unterstände und Kavernen noch gut erhalten. Auch ein paar unbekannte Militärsteige verwöhnen uns (Aufmacher Bild). Wir blicken aus dem Hochgebirge hinein in gottverlassenen Talfluchten. Und genau in einer solchen Talflucht rauschen wir in Kürze bergab – es scheint, als sei dies der direkte Weg zum Ende der Welt.
Weil die Dolomiten nicht zum Alpenhauptkamm gehören, hatten die meisten Übergänge nur lokale, allenfalls regionale Bedeutung. Umso wichtiger war jedoch ihre Rolle im ersten Weltkrieg, weshalb hier sehr viele und enorm spektakuläre Militärsteige entstanden sind. Genau sie ermöglichen uns mit dem Bike in dieses einzigartige Dolomiten-Landschaftskino einzutauchen.
Unser Trail schlängelt sich genau an der Grenze zwischen Süd- und Osttirol entlang. Nach dem ersten Weltkrieg wurde beim Friedensvertrag von Saint-Germain in diesen Regionen der neue Grenzverlauf von Italien und Österreich festgelegt. Wir erleben auf diesem Trail eines der schönsten Sextener Dolomiten-Panorama. Waghalsige, knackige, spektakuläre und enorm aussichtsreiche Trails führen uns durch die steilen Wiesenflanken. Sie sind Zeugen, wie strategisch wichtig dieses Gebiet war. Nochmal warten knackige Herausforderungen. Kraft, Technik und Kondition werden maximal gefordert. Aber dann stehen wir oben und können uns nicht satt sehen an dieser wunderschönen Landschaft.
Was für ein Abschluss dieser wunderschönen Bikewoche. Der ganzen Sextener Bikegruppe und auch Guide Markus ein riesiges Danke für diese wunderbare und emotionale Bikewoche im Herzen der Dolomiten. Es ist einfach wunderschön mit euch zusammen diese Emotionen zu erleben. Una grande „grazie mille“!
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