Im Nebel durch die Innerschweiz

Der Vierwaldstättersee reicht von den alpinen Gebirgsregionen hinaus bis zum hügeligen Voralpenland. Die vielen Seebecken und Buchten sind gesäumt von idyllischen Wiesenhügeln bis hin zu 3000 Meter hohen Fels- und Gletscherbergen. Diese einzigartig schöne Landschaftsvielfalt konnten wir nicht ganz so häufig geniessen. Mit den Trails, der geniale Stimmung in der Gruppe und der Einen oder anderen Überraschung, welche ich parat hatte, wurde diese Vierwaldstättersee-Umrundung trotzdem zu einem Erlebnis der Extraklasse.


Das labile Wetter führte bereits beim Start zu einer spontanen Streckenanpassung. Das Ziel war vor dem grossen Regen noch die besten Trails des heutigen Tages zu geniessen – und dies bei idealen Bedingungen. Es war eine „rollende Planung“ die ich mit Hilfe des Regenradars vornahm. Am Ende des Tages wartete nämlich eine ganz besondere Überraschung, die nur funktionierte wenn das Wetter mitspielt. Und genau diese Überraschung wollte ich meinen Bikefreunden unbedingt bieten.
Die Route führt uns von Luzern zu den beiden Halbkantonen Nid- und Obwalden. Bis 1860 waren diese ab der Stadt Luzern nur über den Seeweg oder einen Passübergang erreichbar. Auf diesem geschichtsträchtigen Weg sind wir hier unterwegs und erreichen das Sarneraatal.


Mein Plan funktioniert und das Zeitmanagement geht auf die Minute auf. Eine lange und anspruchsvolle Abfahrt führt uns direkt ans Seeufer. Da wo der Weg zu Ende ist und es scheint, dass wir in einer Sackgasse gelandet sind, wartet Mani auf uns. Mit einem Privatschiff fährt er die ganze Gruppe über die Buochser Seebucht direkt ins Hotel. Was für ein Abschluss nach diesem Tag. Wir erblicken «unsere» Berge in einer für uns Biker völlig ungewohnten Perspektive. Just in diesem Moment bricht die grosse Regenfront über uns hinein – trotzdem, Tag 1 haben wir komplett trocken geschafft.


Schon kurz nach dem Start erleben wir tolle Ausblicke über den verwinkelten Vierwaldstättersee mit seinen insgesamt neun Seeteilen. Oberhalb von der geschichtsträchtigen Rütliwiese erleben wir eine besonders idyllische Landschaft mit wunderschönen Trails, die bis ans Seeufer hinunter führen. Unter uns der Fjordähnlichen Urnersee und etwas weiter im Süden das Urner Reusstal.


Nach einer schönen Schifffahrt und einem langen Aufstieg sind wir wieder mitten in den Nebelfetzen. 1200 Meter über dem Seeufer wird die Sicht für einen kurzen Moment frei. Für wenige Minuten sehen wir wo wir in den vergangenen zwei Tagen unterwegs waren. Exakt unter uns liegt die See-Enge zwischen Rigi und Bürgenstock. Ab dem Spätmittelalter stellte der Vierwaldstättersee eine politisch verbindende Funktion dar, da er die Grenze zwischen den so genannten «Waldstätten» Luzern, Schwyz, Uri, Nid- und Obwalden bildete. Im zweiten Weltkrieg hatte er eine strategische Bedeutung und so wurde u.A. genau diese See-Enge stark befestigt. Bis heute verkehrt auf dem See eine rund 100-jährige Dampfschiffflotte die mit ihren fünf Schiffen die grösste der Welt ist.


Nach dem wir auch beim zweiten Tag trocken durchgekommen sind holt uns der Regen dann am dritten und letzten Tag definitiv ein. Die Wetterprognosen änderten sich stündlich und auch die Verschiebung des Startes nützte nicht allzu viel. Wiederum passte ich die Strecke an. Es soll trotz allem maximaler Spass sein und auch ein gewisses Mass an Spektakel geben.


Nass, glücklich und mit einer tollen Stimmung, erreichten wir die Stadt Luzern, die hier am Ausfluss der Reuss, im 12. Jahrhundert, entstanden ist. Hier am Ausganspunkt wartete die nächste Überraschung – ein feines „Plättli“ in einem urigen Stadt-Luzerner-Weinkeller. Es war mir ein grosses Vergnügen, mit euch zusammen meine Heimat zu erleben. Diese Stimmung, diese Freundschaft, das Lachen in euren Gesichtern… das war unglaublich schön! Grazie mille euch allen!

Kommentare

9. Juni 2021
Innerschwiiz statt Frankreich Regen statt Sonne Biken statt HomeOffice Trails rocken statt Trübsal blasen Danke Luki, hat Spass gemacht
8. Juni 2021
Die rollende Planung in Perfektion umgesetzt; die Klasse des Guides zeigt sich halt nicht (nur) bei schönem Wetter, sondern vor allem bei herausfordernden Umständen: Summa cum laude! Ich freu mich auf die nächste Runde.
Fritz Feuz
7. Juni 2021
Lieber Luki Einmal mehr hast du es geschafft aus der schwierigen Wetterlage das Beste zu machen und die Rosinen herausgepickt und mit tollen Überraschungen ergänzt. Danke Luki und der aufgestellten Gruppe für die 3 schönen Tage in deiner geliebten Heimat!!!!!! Fritz
Ueli Zimmer
7. Juni 2021
Drei Tage Regenwetter erwartet, aber dank Luki`s unerreichtem Timing und meteorologischer Interpretation nur einen erwischt. Eine super Bilanz dieser herrlichen Biketage am "Innerschweizer Fjord", eine der überraschendsten Gegenden der Schweiz. Die Kameradschaft der Supergruppe und die durch Luki gezauberten Rahmenbedingungen haben die Tage zu einem ganz besonderen Gesamterlebnis geschmiedet. Weitere drei besonders schöne Tage in meiner Sammlung der bleibenden Erinnerungen!

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