Spektakuläre Militärpfade, einstige Saumpfade, historische Mulattieras, längst vergessene Hirtenwege und versteckte Schmugglerwege führten uns rund um den Lago Maggiore. Der See mit seinem malerischen Ufer zählt zu den beliebtesten Ferienregionen. Die südländischen Dörfer, der See und die mediterrane Vegetation lassen Feriengefühle aufkommen. Verlässt man die Uferregionen und dringt in die Berggebiete vor, präsentiert sich die Region «Lago Maggiore» wie aus einer längst vergangenen Zeit. Hier durften wir Trails, Stimmungen und Landschaftsszenarien erleben die uns faszinierten und nachhaltig beeindrucken.
Der erste Uphill ist zugleich der längste der Tour. Auf einem der seltenen schweizerischen Militärwegen blicken wir zum tief unter uns liegenden Talboden und hinüber in die Lepontinischen Alpen. Nur noch wenige Meter und wir starten zur zwei-stündigen Abfahrt. Mal flüssig, mal knackig und vor allem alle 100 Tiefenmeter etwas wärmer, geht es auf unzähligen Trails Richtung Seeufer.
Ein wahres Labyrinth an Trails, Tälern und Hügel. Die Talschaft unter uns war einst mausarm. Die Kastanienwälder waren Lieferant ihres wichtigsten Grundnahrungsmittels. Oftmals war der Schmuggel die einzige Möglichkeit die Familie über die Runden zu bringen. Kleine Kinder sandte man als Kaminfeger (Spazzocamino) nach Mailand zum Arbeiten. Diese Trails könnten uns so viele Geschichten erzählen…
Am zweiten Tag sind wir ausschliesslich in der lombardischen Region des Lago Maggiore unterwegs. Die Geologie, Fauna und Flora haben sich verändert – das Gebiet ist vulkanischen Ursprungs. Wir wägen uns öfters mal in einem subtropischen Urwald. Was sich hier für Trailperlen verstecken ist kaum fassbar. Bereits bei meiner Rekko-Tour war ich mächtig Stolz diese Trails aufgespürt zu haben. Wir rauschen 900 Tiefenmeter runter und kosten jeden Trailmeter in vollen Zügen aus.
Forstwege und Trails wechseln sich ständig ab – es dauert satte drei Stunden bis wir auf dem vielleicht schönsten Aussichtsberg des «Limidario» stehen. So wird der Lago Maggiore von den älteren Einheimischen genannt. Sieben Oberitalienische und Tessiner Alpenseen sind zu sehen – einige davon präsentieren sich auch auf unserer Panorama-Trail-Abfahrt. Vor uns liegt die Poebene und rechts von uns (auf dem Bild nicht zu sehen), ragt nahezu surreal die mächtige Monte-Rosa Ostwand in den Himmel. Sie ist die höchste Wand der Alpen. Nur gerade 45 Kilometer ist sie entfernt und steigt wie eine Fata Morgana aus dem Dunst empor.
Im 1. Weltkrieg wollte Italien einen möglichen Durchmarsch deutscher Truppen durch die Schweiz in die Poebene mit allen Mitteln verhindern. So wurde auch am Lago Maggiore, von 1911 bis 1916, kräftig an der so genannten «Linea Cadorna» gebaut. Relikte wie diese Militärstrasse gibt es reichlich. Die einzigen Kampfhandlungen, welche in vereinzelten Gebieten dieser Befestigungslinie stattfanden, waren aber schlussendlich erst im 2. Weltkrieg, als sich Partisanen und Faschisten bekämpften. Diese verschanzten sich vor allem im nahe gelegenen Val Grande. Dem grössten Wildnisgebiet Italiens. Auf jeden Fall erblicken wir von diesem Weg praktisch die gesamte Länge des 65 Kilometer langen «Limidarios» und geniessen eine Panoramafahrt der feinsten Sorte.
Eine weitere lupenreine Gipfelfahrt… Gleich viermal standen wir auf dieser Tour mit unseren Bikes auf einem der prägenden Gipfel. Und auch hier hat die Linea Cadorna viele Spuren in Form von Miliätrwegen und Schützengräben zurückgelassen. Insgesamt sind in diesen Bergen vor hundert Jahren 72 Kilometer Schützengräben, 88 Artillerie-Stationen, 296 Kilometer Militärstrassen und 398 Kilometer Saumpfade entstanden.
Vielen herzlichen Dank für diese vier spektakulären Tage in meiner zweiten Heimat. Kaum vorstellbar was wir da alles erlebt haben. Es war mir eine riesen Freude mit euch zusammen diese Trails und Landschaften zu geniessen. Bellissimo! E grazie mille!
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