Eigentlich wäre das «Fahrtechnik-Skills and Tours» Camp im Frühling geplant gewesen. Damals war eine Durchführung aber nicht möglich und so verschob ich diese Biketage aufs letzte Oktober-Wochenende. Mit dem goldenen Herbstlicht und den farbigen Wäldern war es mindestens genau so schön wie im Frühjahr, wenn die Natur erwacht. Die unzähligen Trails inmitten dieser farbenprächtigen Stimmung war ein besonderes Erlebnis. Wir wollten aber nicht «nur» ein paar schöne Herbst-Touren geniessen, sondern auf ihnen auch einige auserwählte Fahrtechnik-Elemente trainieren.
Der erste Tag präsentierte sich von der regnerischen Seite. Jedoch zeichnete sich ab, dass es auf der Alpennordseite eher weniger nass werden wird. Es gibt eine Umplanung und wir starten unsere Biketage in der Innerschweiz. Den Schwerpunkt setze ich heute auf den Technik-Part. Wir trainieren unter anderem verschiedene Kurventechniken. Diese Kurve hier oberhalb Dallenwil bietet sich ideal an, um am «Versetzten des Hinterrades» zu arbeiten. Erst am späteren Nachmittag reisen wir dann ins Tessin, wo wir zum Abendessen mit einer feinen hausgemachten Lasagne geradezu verwöhnt werden.
Der Samstag präsentiert sich von der allerschönsten Seite. So entscheiden wir uns, dass wir den heutigen Tag bis zum Sonnenuntergang auskosten. Ein paar zusätzliche Höhenmeter waren somit willkommen. 1400 Meter über dem Lago di Lugano erleben wir nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch ein faszinierendes Wolkenspiel. Wir erreichen eine ehemalige Schmugglerregion. Dieser „Erwerbszweig“ war einst ausgesprochen wichtig damit die Bewohner der abgelegenen Dörfer mit ihren Familien finanziell über die Runden kamen. Bis weit in die 80-er Jahre hinein wurde der schwarze Handel betrieben – wobei er da natürlich längst nicht mehr zum wirtschaftlichen Überleben diente. Aber zumindest hatte er noch einen Einfluss auf mich als jugendlicher Biker. Nie hätte man sich damals getraut die nahe Grenze, in der abgelegenen Bergwelt, «heimlich» mit dem Bike zu überqueren.
Es gibt viele Techniken, um Hindernisse und auch hohe Stufen zu überwinden. Mit einem sauberen Drop kommen wir elegant und mit viel Zug über diesen Absatz.
Bis heute gibt es viele versteckte Trails, die kaum noch jemand kennt. Es sind alte Alpwege oder ehemalige Verbindungswege zu kleinen Bergdörfern. Durch die geschickte Anlage überstanden sie Jahrhunderte. Die kleinen Dörfer kämpften im 19. Jahrhundert mit der Armut und ums Überleben. Die Kastanienwälder waren Lieferant ihres wichtigsten Grundnahrungsmittels. Kleine Kinder sandte man als Kaminfeger (Spazzocamino) nach Norditalien zum Arbeiten. Auf diesen Trails wurde über Jahrhunderte Tessiner-Geschichte geschrieben.
Hoch über dem Tal erleben wir eine idyllische Landschaft und wunderschöne Ausblicke über den Lago di Lugano. Kleine und ursprünglich gebliebene Alpsiedlungen liegen am Wegrand und führen uns um gefühlte 100 Jahre zurück in eine Zeit, in der im Tessin noch die Berg-Landwirtschaft und der Schmuggel blühte.
Nebst den Trails geniessen wir auch die Tessiner Kulinarik in Form von typischen Tessiner-Spezialitäten – sei es bei den feinen und typischen Tessiner Abendessen oder beim liebevoll zubereiteten Apero am Ende der Tour. Das Tessin hat seinem Namen wieder alle Ehre gemacht: Beste Trails, herzliche Gastfreundschaft und feines Essen. Mille grazie für diese herrlichen Biketage, diese Freundschaften und diese gemeinsamen Erlbenisse im bella Ticino!
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