Auf mediterranen und zugleich alpinen Trails ging es durch die ungestümen Seealpen. Ein Alpencross-Spektakel das im Bereich Traillänge, Trailvielfalt und Landschaft Massstäbe setzte. Mitten im Herzen der wilden Seealpen wartete viel Unbekanntes und ganz viel Unerwartetes. Ein alpines Bike-Abenteuer in einer wenig bekannten Alpenregion!
Bereits am ersten Tag verlassen wir die Cottischen Alpen und tauchen ein in die liebliche Landschaft der Provenzalischen Alpen. Eine ganze Stunde rauschen wir auf diesem seidenfeinen Trail über satte Almweiden und druch durftende Lärchenwälder dem Tal entgegen. Hier im Oberlauf der Verdon erwartet uns grossartiger Bikegnuss. Wir schwelgen schon jetzt im Bikerglück… Nach einer kurzen Gegensteigung, vorbei am Zielgelände eines DH-Rennens, wartet bereits der nächste Ein-Stunden-Trail. Schwer vorstellbar, aber sie sind die kürzesten Trails der gesamten Tour…
Schon früh am Morgen biegen wir ein auf einen verspielten Höhentrail. Später führt uns dieser lupenreine und oftmals unerhört flowige Trail durch Täler, an Flanken entlang, über Plateaus, Pässe und Rücken. Unglaubliche vier Stunden Singletrail am Stück. Hier auf knapp 2500 Metern haben wir den höchsten Punkt des Giro del Mercantour erreicht. Die Aussicht ist beeindruckend und reicht vom höchsten Berg der Seealpen (Cima Argentera 3297) bis zu den westlichen Alpenausläufern. Die landschaftlichen Dimensionen und die Einsamkeit an diesem Pass ziehen uns tief in den Bann.
Die „roten Trails“ sind eine absolute Besonderheit dieser Tour. Der hohe Eisenoxidgehalt dieser 260 Millionen Jahre alten Berge entführt uns in eine völlig neue Welt. Diese Berge sind rund 4 Mal älter als die Alpen und wurden später in die Alpenfaltung integriert. Die Geologie und Vegetation ist genau so speziell wie die rote Farbe. Hier am Trail-Einstig kann noch keiner erahnen was uns alles erwartet wird. Es ist das Tor in eine andere Trail-Welt die uns allen für immer in Erinnerung bleibt.
Auf uralten Salzhandelsrouten die später zu Militärwegen „umgebaut“ wurden, biken wir dem Alpenhauptkamm entgegen. Die Landschaftszenerie verändert sich innerhalb weniger Minuten. Es wird alpiner – aus der lieblichen Alpenlandschaft wird mehr und mehr eine schroffe und wilde Gebirgslandschaft. Sorgfältig aufgestellten Steine säumen unseren Uphill – bei dichtem Nebel sind sie in diesem offenen Wiesen-Gelände eine wichtige Orienteirungshilfe. Eine spezielle Eigenheit die man in dieser Alpenregion ab und zu antrifft. Fünf Minuten später führt der Weg wenige Meter an einer Herde von 15 Jung-Steinböcken vorbei. Wir bestaunen uns gegenseitig – ein mystischer Moment…
Der Bergfrühling hält gerade Einzug. Duftende Alpenrosen säumen den den Weg – mit dem Blick auf den tiefblauen Bergsee wirkt die Szenerie wie aus einem Bildband über die Alpen. Einige von uns lassen sich das Bad im eiskalten Bergsee nicht entgehen. Ganze zwei Stunden daurt nun die Fahrt hinunter ins Tal.
Wir befinden uns mitten im Herzen der Seealpen. Das Gelände ist steil und der Trail fordert noch mal volle Konzentration. Es ist die letzte Abfahrt dieser Tour. Eine Abfahrt zurück ins Piemont und durch das ehemalige Jagdgebiet von König Emanuele Vittoria. Der Giro del Mercantour ist nicht nur die Tour der unendlich langen Trails sonder auch der gewaltigen Landschafts-Kontraste.
Grazie mille euch allen für dieses emotionale Bike-Erlebnis das wir zusammen erleben durften!
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