Tourenbericht „No-Flow Camp Côte d’Azur“ (15. – 19. April)

An den südlichsten Ausläufern der Alpen erwarten uns gleichermassen geschichtsträchtige, spektakuläre und ausgesprochen anspruchsvolle Trails. Der Name „no Flow-Trails“ ist hier Programm. Ausgesprochen knackig sind die Wege und fordern unsere Fahrtechnik über Stunden. Mit Tempo geht hier wenig – vielmehr ist eine versiert-spielerische Fahrtechnik gefordert um diese Trails elegant zu meistern. Die Wege sind gut versteckt und meist nur über steile und kraftintensive Up-Hills zu erreichen. Entsprechend haben wir diese „Bike-Welt“ für uns alleine und geniessen die wilde Einsamkeit.


Ein Militärweg bringt uns nach 1500 Höhenmeter Up-Hill zum Einstieg dieses Trails. Tief unter uns liegt quasi das Mittelmeer zu unseren Füssen, hinter uns türmen sich die fast 3000 Meter hohen Gipfel des Mercantour-Massivs in den Himmel. Ein kaum erkennbarer Pfadabzweig führt unvermittelt in diese geologisch spannende Region. Diese Berge sind rund drei Mal so alt wie die Alpen und wurden vor 60 Millionen Jahren in die Alpenfaltung integriert. So zahm der Weg hier ist, so fordernd wird er bereits ab der nächsten Biegung. Fast 100 schmale Serpentinen schlängeln sich ins Tal hinunter. Das Panorama ist atemberaubend – die Konzentration auf dem anspruchsvollen Weg, der Körpereinsatz und der Puls werden maximal gefordert… Besonders süss schmeckt am Ende des Tages die Belohnung in Form eines Gelati. Mitten auf der Piazza eines der schönsten und trotzdem völlig unbekannten Bergdorfs der Region, geniessen wir die Emotionen des soeben erlebten.


„Cap d’Ail“ war das legendärste Welt-Cup DH Rennen der 90-er Jahre. Heute erleben wir diese sagenumwobenen Trails an den steilen Hängen hoch über der Côte d’Azur. Hier im Hinterland von Menton und Monaco erwarten uns vom Charakter her ganz andere Wege als auf der italienischen Seite. Es sind uralte Verbindungs- und Passwege von der Küste ins völlig verwinkelte Hinterland. Spektakulär führen sie an steilen Hangflanken entlang und gewähren einen Meerblick wie man ihn nicht schöner träumen könnte. Auch wenn Monaco fast nur ein Steinwurf entfernt ist, fühlen wir uns durch diese Wildheit weit weg von der Zivilisation.


Nach einem einsamen Militärweg zweigt dieser Trail ab. Er ist nirgends angeschrieben, markiert oder gar in einer Karte verzeichnet. Nur mit einer ordentlichen Portion Spürsinn und etwas Mut ist er aufzuspüren. Hat man ihn entdeckt zieht er uns tief in seinen Bann. Der Aufstiege fordert Kraft und belohnt durch die Natur und die Aussicht die bis zu den höchsten Seealpengipfeln reicht.


Die völlig verwinkelte Region mit unzähligen Tälern, steilen Bergen, Pässen und Kreten bietet unzählige Möglichkeiten. Bei diesem Blick währt man sich fast wie in einem Labyrinth. Am liebsten würde man jeden einzelnen Trail dieser Region befahren – was geschätzte 1000 km wären…. Mit einem kurzen Unterbruch folgen wir zwei Stunden diesem Trail. Über Kreten, Pässe, an Flanken entlang, über Landesgrenzen und durch Schluchten geht es mitten durch eine tief beeindruckende Landschaft. Dieser 2-Stunden-Trail ist aber erst der Einstieg unserer Tour…


Der letzte Tag ist zwar „nur“ eine Halbtagestour aber ein Feuerwerk in allen Bereichen. Es ist der längste Aufstieg an einem Stück und dies auf einer der wildesten Militärwegen der Region. Mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht beeindruckender. Es ist der höchste Berg der so nah an der Küste steht. Die Luft ist klar und wir können gar die Silhouette der korsischen Berge am Horizont erkennen. Kaum vorstellbar, dass es aktuell in der Schweiz bis in die Niederungen hinunterschneit. Wir nehmen die Abfahrt in Angriff – ein letztes Mal reicht die Sicht zu den hohen schneebedeckten Bergen im Norden. Es folgen fast 1500 Hm Trailabfahrt. Wie in Trance versetzen wir unsere Hinterräder, springen über Absätze, fahren über Felsen und durch grobes Geröll. Wir geniessen diesen Moment in vollen Zügen – die ganze Gruppe ist trotz des „no Flow“-Trails im Flow.

Ein unglaubliches Gefühl und faszinierende Emotionen die wir hier in diesen Tagen als Gruppe erleben durften. Das war „no Flow“ vom allerfeinsten! Grazie mille a tutti!

Kommentare

Joller
26. April 2017
Lieber Luki Wilde Fights mit widerspenstigen Trails habe ich mir gewünscht, ein wahres Feuerwerk hast du uns abgeliefert! Unvergesslich bleibt unser legendäres Race vom Monte Grammondo! Freue mich schon auf die Fortsetzung im Herbst im Tessin. Vielen Dank und bis bald Fips
Florian Wiesmann
25. April 2017
Schön, dass Lukas es wagt, auch in einem Camp für ausgesprochene Fahrtechnikspezialisten den Teilnehmern konditionell so richtig etwas abzuverlangen. Und noch schöner, dass es Leute gibt, die das begeistert mitmachen. Für mich war das Mountainbiken in seiner schönsten und reinsten Form. Dass es kulturell, kulinarisch und landschaftlich ebenfalls unschlagbar war beweist, dass Luki in seinem Metier einfach der Beste ist. Flori
Felix Vogel
23. April 2017
hei Luki, herzliche dank für die tolle Täg mit dir. Ä super schöne Gägend häsch du üs chöne zeige. Au s Hotel sich de Hammer gsi. Normal viele Dank für die tolle Täg. Gruss Felix
22. April 2017
Lieber Luki Vielen Dank für die 5 Tage Cote d'Azur. Zum Glück konnte ich kurzfristig dabei sein. Mit so eine Gruppe, die "creme de la creme". Dass so "no Flow" zu so einem "Flow" werden kann, hätte ich nie im Traum für möglich gehalten.... Ich bin überwältigt!! Die Landschaft, die Trails, der Kontrast ,die Emotionen!! Einfach " Mega-Geil"!! Danke an alle und Danke dir Lukas! Du kannst mich immer wieder begeistern und beeindrucken, auch wenn ich schon bereits zum 8/9 Mal? dabei bin!! Bis bald Gruss Dudu

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